„Perlenfischer“ in Antwerpen : Und das Meer löscht der Liebenden Schritte
Zart, aber ohne Weinerlichkeit, in einem Moment, dessen dunkel drückende Intimität das Zuschauen zudringlich erscheinen lässt, beginnt Charles Workman die berühmte Tenorarie des Nadir aus der Oper „Die Perlenfischer“ von Georges Bizet: „Je crois entendre encore“ – Erinnerung an die Stimme der geliebten Frau, der er jetzt, nach Jahren der Trennung unvermutet wiederbegegnet ist. Das Symphonische Orchester der Flandrischen Oper in Antwerpen begleitet ihn unter der Leitung von David Reiland dabei so behutsam, dass in dieser Zurückhaltung bereits die frühen Lieder von Gabriel Fauré durchklingen, schwarzgraue Barkarolen menschlicher Haltlosigkeit wie „Les berceaux“ oder „Au bord de l’eau“, in denen die zum Rhythmus gewordene Wassermetaphorik für den schwankenden Grund der Existenz über das Ohr in unser Gemüt dringt. Die lyrische Wende der französischen Oper vollzieht sich in diesem Augenblick: Meyerbeer ist tot, der Pomp der Grand Opéra glanzlos geworden.