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Renate Spingler, Jóhann Kristinsson. Foto: Brinkhoff/Mögenburg
Renate Spingler, Jóhann Kristinsson. Foto: Brinkhoff/Mögenburg
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Wolfgang Mitterers „Schneewittchen“ an der „opera stabile“ in Hamburg

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Immer wieder werden die Märchen zur Grundlage von Filmen, Romanen und Vertonungen, so vieldeutig sind sie in ihren meist psychoanalytischen Interpretationen. Zahllos sind die „Schneewittchen“-Verfilmungen nach dem Märchen der Gebrüder Grimm, aber auch in literarischen Adaptionen finden sich namhafte Künstler wie Theodor Storm und Robert Walser. Engelbert Humperdinck hat, noch bevor er „Hänsel und Gretel“ vertonte, 1888 vier Klavierlieder über Schneewittchen nach dem Libretto seiner Schwester Adelheid Wette geschrieben. Diese Lieder und noch anderes Material von Humperdinck regten den österreichischen Komponisten Wolfgang Mitterer 2016 zu der Kinderoper „Schneewittchen“ an, die jetzt an der Hamburgischen Staatsoper Premiere hatte.

Die Aufführung dieser „Märchenoper“, wie sie im Untertitel heißt, in der „opera stabile“ hinterließ gemischte Gefühle. Es gibt viel Gutes zu berichten, denn Mitterer geht einfallsreich und souverän mit seinem heterogenen Tonmaterial um: Schlagzeug, Kontrabass, Klavier und elektronische Zuspielklänge bilden die Grundlage für einen Akustikteppich, der ebenso Humperdinck erklingen lässt wie die Geräusche der Natur (Pferdegetrappel) und der Aktionen (der Biss in den vergifteten Apfel) – unter der musikalischen Leitung von Barbara Kler. Auch versucht die Regie von Birgit Kajtna eine geradezu moderne Mann-Frau-Geschichte herauszuarbeiten wie die Entwicklung Schneewittchens zur Selbständigkeit und zur gleichberechtigten Partnerin an der Seite ihres Prinzen – den Heiratsantrag macht sie, nicht er. Zauberhaft Narea Son als Schneewittchen und reichlich künstlich aufgedreht Johann Kristensson als Jäger Rupert.

Auf der anderen Seite gibt es viel zu viel „opernhaftes“, Gesang ohne ein Wort zu verstehen, das war besonders in endlosen regelrechten Singattacken der Königin und ihrer Kammerzofe Emma der Fall (Renate Spingler und Ruzana Grigorian). Dann wiederum wurden Deftigkeiten gestaltet, die zu heftig sein dürften, wenn in der Ankündigung „ab vier Jahre“ angegeben ist: wie zum Beispiel der Prinz mit einem großen Messer auf Schneewittchen losgeht. Auch mangelt es der Konzeption an einer wie auch immer innovativen Mitmachidee, die Kinder waren zu regungslosen Zuhörern verdammt, worauf das Einlasspersonal auch noch achtete. Von einer stilistischen Einheit konnte kaum eine Rede sein, das fiel alles auseinander.

Zwei Kinderchorgruppen: die sieben Zwerge und die sieben Tiere des Waldes. Ihr gemeinsamer Trauergesang am Grab von Schneewittchen geriet ergreifend. Die Inszenierung bot aber trotzdem etwas Raum für individuelle Aktivitäten, die die Kinder einfallsreich nutzten. Dazu hatten sie auch ein geschicktes Bühnenbild (Christina Felk) mit einem Spiegel und einem Thron im Hintergrund und einem Tunnel und dem Zwergenhaus im Vordergrund, an der Seite ein riesiger Apfelbaum.  

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