Frühjahrsfestival Lyon :
Warum gehen Menschen in die Oper?

Von Jan Brachmann, Lyon
Lesezeit: 4 Min.
Symbolräume: Peter Tschaikowskys „Zauberin“ wird in der Inszenierung von Andriy Zholdak zu einer Parabel auf Unterdrückung und Selbstbestimmung.
Weltflucht, Sex und Kunstreligion: Das Frühjahrsfestival in Lyon fragt sich, was von uns bleiben wird.

Warum der Mensch in die Oper geht, was er dort sucht und findet, das hat der ukrainische Regisseur Andriy Zholdak jetzt in Lyon mit seiner Inszenierung von Peter Tschaikowskys „Zauberin“ auf die Bühne gebracht. Der Mensch, hier ein Mann, genauer: ein katholischer Priester aus dem Lyon unserer Tage, will einfach mal raus, nämlich aus dem Lyon unserer Tage, aus der Wiederkehr des Immergleichen mit Kircheaufräumen, Kerzenauspusten, Taxifahren, Schachspielen mit sich selbst. Er sucht Alltagstranszendenz. Sein Motiv ist Eskapismus, also setzt er sich eine 3D-Brille auf, knipst den Computer an und lässt sich von der virtuellen Holzhüttenrealität Sibiriens wegsaugen: Armutsexotik mit hübscher Wirtin.

Ohne Abo weiterlesen
Dies ist kein Abo. Ihre Registrierung ist komplett kostenlos, ohne versteckte Kosten.
Oder 3 Monate für 1 € pro Monat Zugang zu allen FAZ+ Beiträgen erhalten und immer aktuell informiert bleiben.