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Hiroshi Amako, Na'ama Shulman, Gabriele Rossmanith. Foto: Jörn Kipping
Hiroshi Amako, Na'ama Shulman, Gabriele Rossmanith. Foto: Jörn Kipping
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Uraufführung der Oper „Die Nacht der Seeigel“ über die Fragen der Menschen in Hamburg

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Drei KomponistInnen, drei Librettisten, zwei Regisseure, zwei Dirigenten (und zusätzlich zwei einstudierende Dirigenten) drei Bühnenbildner: kann das für die Uraufführung einer Oper gut gehen? Es sind jedenfalls die Bedingungen für die Förderung „Akademie Musiktheater Heute“ der Deutschen Bank Stiftung seit 2001. Nun wurde die jüngste Produktion, „Die Nacht der Seeigel“ in Zusammenarbeit mit der Staatsoper Hamburg uraufgeführt: die Zusammenarbeit der Anfang Dreißigjährigen funktionierte, meint Ute-Schalz-Laurenze.

Das Thema ist zunächst einmal gewöhnungsbedürftig: der Produktionsstab hat sich mit dem sozialen Verhalten der Seeigel auseinandergesetzt und einen Forscher zu einer Hauptperson gemacht: Der will herauskriegen, wie es steht mit dem Sozialleben der Seeigel und behauptet, dass die Menschen von den Seeigeln abstammen und nach dem Tod wieder zu ihnen werden, weswegen er seine Familie verlässt. Seine These, zu der das Stück und die Inszenierung keine wertende Stellung beziehen, gibt den Raum vor für die Einsamkeit des Forschers und die zweier weiterer Hauptpersonen: der schwangeren Frau, die nach ihrer Verbundenheit mit dem ungeborenen Baby fragt und dem jungen Mann, der seine Geliebte verlässt und draußen in der Einsamkeit schier umkommt. Eine imaginäre Überschwemmung am Ende lässt die drei zusammenkommen – es handelt sich um drei Generationen einer Familie – ihre Verbindung etwas zu regressiv mit vielen Rufen nach Mama und Papa erneut beschwören und von da aus erneut selbständig und isoliert wieder auszufliegen: von den Seeigeln weiß man um solche zeitweise Ballungen einer ganzen Gruppe.

Die mexikanische Sängerin und Komponistin Diana Syrse, die chinesische Komponistin Huihui Cheng, die eine Dissertation über Helmut Lachenmann geschrieben hat und der russische Geiger, Performer und Komponist Mischa Tangian haben die Musik – jeder eigene Teile – geschrieben für ein siebenköpfiges gemischtes Ensemble, das die hochprofilierten Mitglieder des Hamburgischen Staatsorchesters bildeten.

Unter der Leitung von Ulrich Stöcker entfalteten sie ihre bunte und narrative, teilweise auch illustrative Musik, die meist präzise den Psychogehalt der Szenen traf. Die Musik von allen dreien ist außerordentlich vokallastig, verlangt in Soli, Duetten und Terzetten hochvirtuoses und steht damit ganz in der Tradition der Oper. Neues wird hier nicht versucht. Dem wurden Na'ama Shulman als die Frau, Hiroshi Arnako als der Mann und Gabriele Rossmanith hinreißend und spannungsvoll gewachsen wie sie auch in der Inszenierung von Isabel Kautz und Martin Mutschler differenzierte seelische Entwicklungen zeigten. Ein Bühnenbild gab es nicht, dafür eine suggestive Idee: ein aufblasbarer blauer Untergrund als so eine Art Wasser. Die sehens- und hörenswerte Aufführung erhielt starken Beifall.

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