Staatsoper Hamburg: „Hänsel und Gretel“ – Märchen dürfen Märchen bleiben

Staatsoper Hamburg/Hänsel und Gretel/ Foto @ Hans Jörg Michel

Die Staatsoper Hamburg zeigt wieder „Hänsel und Gretel“ in der Inszenierung von Peter Beauvais aus 1972. In der vergangenen Woche gab es eine Wiederaufnahme dieser klassischen Inszenierung. Am 23. Dezember 1893 wurde „Hänsel und Gretel“ in Weimar uraufgeführt. Seither ist Engelbert Humperdincks Oper sehr beliebt und wird besonders in der Adventszeit gespielt. (Bericht der Wiederaufnahme vom 21.11.2019

 

Kindheitserinnerungen können so schön sein!

Humperdincks Oper in drei Akten – Daheim/Im Wald/Das Knusperhäuschen – hat seit seiner Uraufführung im Jahre 1893 nichts von ihrem märchenhaften Zauber verloren und findet sich alljährlich auf vielen Opernbühnen, gerade in der Adventszeit, wieder. Die durchkomponierte Oper, die mit einigen sehr bekannten Liedern versetzt ist, gilt als die bekannteste Kinderoper überhaupt. Denn für Kinder hatte sie einst der Komponist ursprünglich erschaffen. Anlässlich einer häuslichen Märchenvorstellung von Hänsel und Gretel bat Humperdincks Schwester ihn um einige vertonte Verse. Engelbert Humperdinck allerdings hatte daran großen Gefallen gefunden und schuf am Ende daraus eine abendfüllende Oper. Einige musikalische Motive der Oper haben mittlerweile Volksliedcharakter und trugen so maßgeblich mit zum großen Erfolg dieser Oper bei.

Staatsoper Hamburg/Hänsel und Gretel/ Foto @ Hans Jörg Michel

Wie in den meisten Geschichten der Brüder Grimm wendet sich am Ende doch noch alles zum Guten. Das tut es dann auch in der musikalischen Märchenumsetzung von Humperdinck.  In der Staatsoper Hamburg wird die Inszenierung aus dem Jahre 1972 von Peter Beauvais gezeigt. Der Regisseur lässt den Zauber dieses Märchens spürbar werden, die Wiederaufnahme am 21.11.19 wurde ein großer Erfolg.

Alle (eingeblendeten) Texte der Gesangseinlagen waren immer noch im Kopf abrufbar, so viele Zuschauer bewegten die Lippen, sangen leise mit – es war wunderbar mit anzuschauen!

Ein vollbesetztes Haus, begeistertes Publikum, Kinder, Erwachsene, es war beinah jedes Alter vertreten und alle waren gespannt auf diese herrliche Vorstellung. Irgendwann hat jeder das ja eigentlich böse Märchen von Hänsel und Gretel gelesen oder vorgelesen bekommen, der Inhalt ist bekannt und wurde hier auch ganz traditionell vorgetragen. Keine moderne Fassung, keine modernen Texte, keine hippen Kostüme. Alles war so, wie es in einem echten Märchen sein muss. Gottseidank!

Die Begeisterung der Zuschauer war sehr deutlich, es gab Zwischenapplaus und Gelächter für die „Hexe“ Peter Galliard, der Endapplaus mit Bravorufen und wohlwollenden Pfiffen nahm kaum ein Ende. 

Hänsel (Jana Kurucová) und Gretel (Elsa Benoit) boten eine höchst authentische Leistung in ihren jeweiligen Partien. Gesanglich wie darstellerisch absolut überzeugend und wunderbar stimmig. Ein großes Vergnügen diesen beiden Sängerinnen zuzuhören. Das Publikum war begeistert.

Staatsoper Hamburg/Hänsel und Gretel/ Foto @ Hans Jörg Michel

Auch die Eltern Peter (Jochen Schmeckenbecher) und Gertrud (Katja Pieweck) waren auf der Bühne voll in ihrem Element, die ganze Bandbreite der elterlichen Gefühle war vertreten – wer Kinder hat, weiß: Es ist nicht einfach mit ihnen aber man liebt sie doch!

In wunderbaren Kulissen tummelten sich dann noch das Sandmännchen (Kady Evanyshyn) und das morgendliche Taumännchen (Narea Son) mit klangklaren Stimmen sowie die Alsterspatzen als Chor unter Leitung von Luiz de Godoy. Alles passte ganz wunderbar zusammen und rundete die Gesamtfassung ab.

Eine grandiose und viel beklatschte Leistung boten der Musikalische Leiter des Abends, Volker Krafft, der das Philharmonische Staatsorchester durch die anspruchsvolle Partitur leitete.

Staatsoper Hamburg/Hänsel und Gretel/ Foto @ Hans Jörg Michel

Der eigentliche Star des Abends allerdings war Peter Galliard, die „Knusperhexe“! Brilliant gespielt, mit viel Humor und ein wenig Boshaftigkeit, perfekt ertönte sein Tenor und jeder Ton saß. Die großartige Maske und sein Ritt auf dem Besen über die Bühne (an Drahtseilen) war der absolute Höhepunkt der Vorstellung und wurde begeistert gefeiert. Und als er zum Schluß dann doch noch lebend aus der Ofentür gezogen wurde, waren nicht nur die anwesenden Kinder im Publikum erleichtert – wir alle freuen uns, noch viele weitere Vorstellungen mit ihm zu erleben.

Auch wenn wir alle wissen: Märchen sind eigentlich nicht immer freundlich und schön, auch Hänsel und Gretel haben ihren ernsten Hintergrund…. Aber hier wurde die alte Geschichte am Leben erhalten und nicht neuzeitlich hingebogen. So sollen Märchen auch sein, genau wie heute Abend auf der Bühne der Staatsoper in Hamburg, Danke dafür!

 

 

Besetzung
Musikalische Leitung   Volker Krafft
Orchester   Philharmonisches Staatsorchester Hamburg
Kinderchor   Luiz de Godoy
Kinderchor   Alsterspatzen – Kinderchor der Hamburgischen Staatsoper
Peter   Jochen Schmeckenbecher
Gertrud   Katja Pieweck
Hänsel   Jana Kurucová
Gretel   Elsa Benoit
Knusperhexe   Peter Galliard
Sandmännchen   Kady Evanyshyn
Taumännchen   Narea Son

Teile diesen Beitrag:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert