Saisonstart in Berlin :
Ganz ist die Oper nur als Fragment

Von Gerald Felber
Lesezeit: 3 Min.
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Haut und Knochen, Brot und Wasser: Barrie Kosky startet an der Komischen Oper Berlin mit kargem Material, aber großem Anspruch in die neue Saison.

Die Aufführung von Wagners „Walküre“ an Berlins Deutscher Oper vor wenigen Tagen konnte nicht zuletzt als Signal eines alle Kräfte anspannenden Widerstandsgeistes gegen die misslichen Zeitumstände erlebt werden. Sprachen hier nur Werk und Interpretation allein, so lieferte drei Tage später Barrie Kosky zum Saisonstart seiner Komischen Oper das leidenschaftliche Statement eines Betroffenen nach: Man werde sich die „rätselhaft-heiligen Träume“ der Kunst, dieses „Fressens für die Seele“, nicht kaputtmachen lassen: „Scheiß Corona!“ Womit der Intendant des Hauses und Regisseur des Abends nicht nur das Wort zum Tage gesprochen, sondern auch dramaturgischen Sinn bewiesen hatte – denn mit einer ähnlich deftigen Sequenz („Scheiß Leben!“ in der Übersetzung von Erika und Elmar Tophoven) war eine halbe Stunde vorher Samuel Becketts Monolog „Rockaby“ in seine letzte Drehung gegangen.

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