Oper Frankfurt mit Schönberg :
Was sind das: moderne Menschen?

Lesezeit: 4 Min.
Zu Beginn ist das Haus noch heil: Sebastian Geyer und Elizabeth Sutphen vor dem trickreichen Bühnenbild von Jo Schramm.
Vier Stücke von Arnold Schönberg und Frank Martin werden an der Oper Frankfurt durch David Hermann zu einem Abend verschmolzen. Überraschend wird das ein großer Wurf.

Gewiss haben sich Gertrud und Arnold Schönberg etwas dabei gedacht, als sie 1929 die Schlussfrage ihres gemeinsamen Ehedramas „Von heute auf morgen“ in den Mund des Kindes legten: „Mama, was sind das: moderne Menschen?“. Das Kind ist in diesem einstündigen Konversationsstück hilfloser und verstörter Zeuge eines Ehe-Zerrüttungsexperiments, das mit einer Restauration des bürgerlichen Rechtsverhältnisses abgebrochen wird: Selbstverwirklichung heißt, füreinander und miteinander zu leben; Freiheit gibt es nur in Bindung und Treue. Mann und Frau entsagen ihren Flirtbekanntschaften: sie dem charmanten Te­nor, er der aufreizend mondänen Freundin seiner Frau. Es ist ja eine alte Weisheit, dass Kinder die konservativsten Staatsbürger überhaupt sind und Ehescheidungen verboten würden, wenn die Gesetzgebung in ihren Händen läge.

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