Wagners „Tristan“ in Wien : Eine Stimme voller Kraft und Genauigkeit
Von Reinhard Kager
Lesezeit: 4 Min.
Antriebslos baumelt ein Dutzend von Kindern auf Schaukeln, die an langen Seilen aus dem Schnürboden der Wiener Staatsoper hängen. Das Wasser unter ihnen, das sich im Hintergrund schemenhaft spiegelt, scheint sie wenig zu irritieren – denn ihre Augen sind verbunden. Es ist kein lustiges Blinde-Kuh-Spiel, das der spanische Regisseur Calixto Bieito am Beginn des ersten Akts von Richard Wagners „Tristan und Isolde“ zeigt, sondern eine beunruhigende Metapher auf das in jedem Individuum schlummernde Unbewusste. Wir wähnen uns auf sicherem Terrain, weil wir die Abgründe nicht sehen, denen die menschliche Psyche zeitlebens ausgesetzt ist.
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