Wagners „Tristan“ in Wien :
Eine Stimme voller Kraft und Genauigkeit

Von Reinhard Kager
Lesezeit: 4 Min.
Zwei Traumatisierte, die nicht zueinander finden: Martina Serafin als Isolde mit Andreas Schager als Tristan, beobachtet von René Pape als König Marke (rechts).
Andreas Schager weckt in Richard Wagners „Tristan und Isolde“ an der Wiener Staatsoper große Vorfreude auf seinen sommerlichen Siegfried in Bayreuth. Die Regie von Calixto Bieito erkundet die Traumata der Hauptfiguren.

Antriebslos baumelt ein Dutzend von Kindern auf Schaukeln, die an langen Seilen aus dem Schnürboden der Wiener Staatsoper hängen. Das Wasser unter ihnen, das sich im Hintergrund schemenhaft spiegelt, scheint sie wenig zu irritieren – denn ihre Augen sind verbunden. Es ist kein lustiges Blinde-Kuh-Spiel, das der spanische Regisseur Calixto Bieito am Beginn des ersten Akts von Richard Wagners „Tristan und Isolde“ zeigt, sondern eine beunruhigende Metapher auf das in jedem Individuum schlummernde Unbewusste. Wir wähnen uns auf sicherem Terrain, weil wir die Abgründe nicht sehen, denen die menschliche Psyche zeitlebens ausgesetzt ist.

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