Puccini in Frankfurt :
Das Schlimmste passiert im Kopf

Lesezeit: 4 Min.
Butterfly (Heather Engebretson, rechts) und Sharpless (Domen Križaj)
Karg und stark: R. B. Schlathers Inszenierung von Giacomo Puccinis „Madama Butterfly“ an der Oper Frankfurt bietet präzise Personenregie und zwei eindrucksvolle Rollendebüts.

Die Violinen des Frankfurter Opern- und Museumsorchesters schnarren und knurren gleich zu Beginn scharf und wach – mit einer Munterkeit freilich, der man nicht im Dunklen begegnen möchte. Der Dirigent Antonello Manacorda – vor allem geschätzt für historisch geschulte Mozart- und Mendelssohn-Aufführungen – spornt die Streicher an, Giacomo Puccinis minutiös ausnotierten Artikulations- und Strichwechseln penibel zu folgen. Zugleich steht vigoroso und ruvidamente in den Noten – kräftig und grob. Das Achtungszeichen, das hier gesetzt wird, ist bereits die erste Pointe von „Madama Butterfly“. Denn kräftig und grob geht es zu in einer Satztechnik höchster Kultur: einer kleinen Fuge. Nicht nur werden hier, vom angeblich reinen Gefühlsmusiker Puccini, Kultiviertheit und Grobheit als Chiffre wie als Ausdruck zusammengebracht, überdies ist die Fuge ein Stück Musik „im alten Stil“, etwas Alteuropäisches am Beginn eines Dramas, das von der Beziehung des ­amerikanischen Marineleutnants B. F. Pinkerton zur jungen Japanerin Cio-Cio-San handelt.

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