Macht der Intrigen – „Roberto Devereux“ am Opernhaus Zürich

Opernhaus Zürich/Roberto Devereux/Foto @ Toni Suter

Mit der Oper „Roberto Devereux“ beschließt das Opernhaus Zürich die Tudor-Trilogie von Gaetano Donizetti. Wie bereits in den beiden zuvor gespielten Werken, wurde die Inszenierung auch dieses Werkes David Alden und dem Ausstatter Gideon Davey anvertraut. So verbinden sich die drei Opern auch optisch zu einer  Einheit. Die grosse Bühnenrückwand und drehbare Rundwand erlauben fliessende Szenenwechsel. Die raffinierte Ausleuchtung von Elfried Roller ergibt unerwartete, die Handlung begleitende Stimmungsakzente und lässt die einzelnen Figuren in den Mittelpunkt rücken. Die sehr pompösen Kostüme tragen maßsgeblich zum Eindruck des Gesamtbildes bei. (Rezension der Premiere vom 05.02.2023)

 

Das Leiden der sogenannten „Virgin Queen“ Elisabeth I, welche durch Ihren jugendlichen Liebhaber Roberto Devereux enttäuscht wird und immer noch die Hoffnung in sich trägt, diesen wieder zurückgewinnen zu können, wird hier sehr emotional vor Augen geführt. Eifersucht, Rache und große Emotionen lösen sich dramatisch ab und führen am Ende zum Tod von Roberto und dem Verzicht von Elisabeth I auf den Thron.

Opernhaus Zürich/Roberto Devereux/Foto @ Toni Suter

Obwohl die Oper Roberto Devereux als Titelfigur führt, ist es vor allem das dramatische Porträt von Elisabeth I, welches im Mittelpunkt steht und von der Interpretin der Rolle eine unglaubliche Leistung fordert. Dabei erlebte man das Rollendebut der lettischen Sopranistin Inga Kalna. Gleich bei ihrem ersten Auftritt hatte man eine starke Bühnenpersönlichkeit vor sich, die sich eingehend mit der Rolle auseinandergesetzt hat und klar machte, wer das sagen hat. Die Rolle verlangt nebst einer Stimme, die vom leisesten Piano bis zur höchsten Verzweiflung reichen muss, auch eine große schauspielerische Leistung. Inga Kalna wagt es, mit teilweise schrillen Tönen die Dramatik ihres traurigen Lebens zu vermitteln. Ein glaubhaftes Porträt dieser tragischen Regentin.

In der Rolle des Roberto konnte man den amerikanische Tenor Stephen Costello erleben, der mit kräftiger und sicherer Stimme einen überzeugenden Aufritt bot und besonders in der Schlussszene mit der Arie „Come uno spirto angelico“ einen hervorragenden Eindruck hinterliess. Zurecht wurde er durch das Publikum mit viel Applaus belohnt.

Opernhaus Zürich/Roberto Devereux/Foto @ Toni Suter

Mit der Mezzosopranistin Anna Goryachova, welche die Rolle der Sara innert weniger Tagen einstudiert hatte, ist eine herrliche Stimme zu hören, welche kraftvoll und ohne erkennbare Anstrengung diese Partie meistert. Ihre Bühnenerscheinung ergänzt auch optisch diesen Eindruck aufs schönste. Der russische Bariton Konstantin Shushakov, welcher an diesem Abend sein Debut als Duca di Nottingham gab, überzeugte mit feinen Nuancen und edlem Ausdruck, stimmlich wie auch schauspielerisch. Seine Wandlung von Robertos Freund zu dessen Feind gelang eindrücklich.

In weiteren Rollen waren Andrew Owens, als Lord Cecil und Brent Michael Smith, als Sir Gualtiero Raleigh, sowie zwei Mitglieder des Internationalen Opernstudios, Aksel Daveyan als Page und Gregory Feldmann, als Vertrauter Nottinghams zu hören, welche das Ensemble bestens ergänzten. Ebenfalls sehr gut einstudiert durch Janko Kastelic, liess sich der Chor der Oper Zürich vernehmen.

Ein ausdrückliches Lob gebührt der Philharmonia Zürich, geleitet vom international gefragten Belcanto-Dirigent Enrique Mazzola. Er gilt als einer der größten Kenner dieser Werke. Das Orchester erbrachte eine beeindruckende Leistung, welche von den Musikern höchste Konzentration abverlangte. Unter der Führung des Dirigenten wurden alle Stimmungen dieser emotionalen Musik ausgeleuchtet. Hier wurde bewiesen, was möglich ist, wenn sich Dirigent und die Orchestermusiker bestens verstehen und so gemeinsam eine Glanzleistung vollbringen.

Der Abend begeisterte das Publikum, welches sich zu einer Standing Ovation hinreißen ließ.

 

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