Die Wiener Festwochen 2012 werden neben zwei Opernproduktionen eine Fülle an Theaterpremieren zeigen - darunter auch Uraufführungen von Peter Handke und Ulrich Seidl
,
Wien - Ein Motto, "ein roter Programmfaden", das wäre in Zeiten wie
diesen "Gauklerei", sagt Intendant Luc Bondy über die Planung der
vorletzten Festwochen unter seiner Leitung. Ein heterogenes Programm
entspreche eher der gegenwärtigen Umbruchzeit, einer Phase, in der "die
Dinge nicht auf festem Boden stehen", ergänzt Bondy und gibt weiter an
Schauspieldirektorin Stefanie Carp, die für ihren Bereich dann doch ein
Motto nennt: Die Anatomie der Krise.
Die konkreten Theaterausformungen dieser Krisenanatomie sowie alle
anderen Festwochenprodukte wird man von 11. Mai bis 17. Juni begutachten
können. Bei einem Budget von 14,2 Millionen Euro sind insgesamt 36
Produktionen geplant, darunter zehn Eigenkreationen. Rund 50.000 Karten
werden aufgelegt.
Im Programm finden sich auch zwei Musiktheaterprojekte, für die
Musikchef Stéphane Lissner verantwortlich zeichnet: Verdis Traviata (in
der Regie von Deborah Warner) sowie (als zeitgenössischer Beitrag) die
Oper Quartett von Luca Francesconi.
Neuer Rassismus
"Angst, neuer Rassismus, Protest, unmöglicher werdende Lebensformen"
beherrschen konkret das Schauspiel, so Stefanie Carp. Ein
Lateinamerika-Schwerpunkt etwa (u. a. Lola Arias' Melancolía y
manifestaciones) bringt die Auseinandersetzung von Künstlern mit den
Widerstandsbewegungen ihrer Eltern; das Gastspiel des Living Dance
Studioaus Peking thematisiert die chinesische Kulturrevolution.
Zu den arrivierten Namen: Christoph Marthaler inszeniert Ödön von
Horváths Glaube Liebe Hoffnung, Der Festwochenintendant selbst führt
Regie bei der Uraufführung von Peter Handkes Die schönen Tage von
Aranjuez: ein laut Bondy "radikales" Stück. Eine weitere Uraufführung
steuert Ulrich Seidl bei: Böse Buben versammelt "intime Geständnisse von
Männern", die Seidl mit den Schauspielern in der Probenzeit erarbeiten
wird. Ebenfalls neu ist Paulus Hochgatterers Makulatur, das im
Schauspielhaus uraufgeführt wird. Auch internationale Filmprominenz wird
bei den Festwochen zugegen sein: Es ist dies Hollywoodstar Cate
Blanchett, die in Botho Strauß' Stück Groß und klein zu sehen sein wird.
Und natürlich das Eröffnungsfest am Rathausplatz: Ein letztes Mal noch
wird es zusammen mit der Eurovision Young Musicians Competition gegeben
(Moderator: Perkussionist Martin Grubinger).
Auch schon zum siebenten Mal zieht Into the City durch die Bezirke,
diesmal mit Schwerpunkt Favoriten und Quellenstraße, deren Bewohner ein
eigenes Webprojekt erarbeiten werden. Schließlich noch das Forum
Festwochen: Da geht es unter anderem um die Rekonstruktion einer
serbischen "Gastarbeiteroper" und um ein "Integrationslager" für
Österreicher. (Ljubisa Tosic / DER STANDARD, Printausgabe, 15.12.2011)
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