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Festwochen- Intendant Luc Bondy vor dem Festwochenplakat, das Ulrich Seidl gestaltet hat.

Foto: APA/HELMUT FOHRINGER

Wien - Ein Motto, "ein roter Programmfaden", das wäre in Zeiten wie diesen "Gauklerei", sagt Intendant Luc Bondy über die Planung der vorletzten Festwochen unter seiner Leitung. Ein heterogenes Programm entspreche eher der gegenwärtigen Umbruchzeit, einer Phase, in der "die Dinge nicht auf festem Boden stehen", ergänzt Bondy und gibt weiter an Schauspieldirektorin Stefanie Carp, die für ihren Bereich dann doch ein Motto nennt: Die Anatomie der Krise.

Die konkreten Theaterausformungen dieser Krisenanatomie sowie alle anderen Festwochenprodukte wird man von 11. Mai bis 17. Juni begutachten können. Bei einem Budget von 14,2 Millionen Euro sind insgesamt 36 Produktionen geplant, darunter zehn Eigenkreationen. Rund 50.000 Karten werden aufgelegt.

Im Programm finden sich auch zwei Musiktheaterprojekte, für die Musikchef Stéphane Lissner verantwortlich zeichnet: Verdis Traviata (in der Regie von Deborah Warner) sowie (als zeitgenössischer Beitrag) die Oper Quartett von Luca Francesconi.

Neuer Rassismus

"Angst, neuer Rassismus, Protest, unmöglicher werdende Lebensformen" beherrschen konkret das Schauspiel, so Stefanie Carp. Ein Lateinamerika-Schwerpunkt etwa (u. a. Lola Arias' Melancolía y manifestaciones) bringt die Auseinandersetzung von Künstlern mit den Widerstandsbewegungen ihrer Eltern; das Gastspiel des Living Dance Studio aus Peking thematisiert die chinesische Kulturrevolution.

Zu den arrivierten Namen: Christoph Marthaler inszeniert Ödön von Horváths Glaube Liebe Hoffnung, Der Festwochenintendant selbst führt Regie bei der Uraufführung von Peter Handkes Die schönen Tage von Aranjuez: ein laut Bondy "radikales" Stück. Eine weitere Uraufführung steuert Ulrich Seidl bei: Böse Buben versammelt "intime Geständnisse von Männern", die Seidl mit den Schauspielern in der Probenzeit erarbeiten wird. Ebenfalls neu ist Paulus Hochgatterers Makulatur, das im Schauspielhaus uraufgeführt wird. Auch internationale Filmprominenz wird bei den Festwochen zugegen sein: Es ist dies Hollywoodstar Cate Blanchett, die in Botho Strauß' Stück Groß und klein zu sehen sein wird. Und natürlich das Eröffnungsfest am Rathausplatz: Ein letztes Mal noch wird es zusammen mit der Eurovision Young Musicians Competition gegeben (Moderator: Perkussionist Martin Grubinger).

Auch schon zum siebenten Mal zieht Into the City durch die Bezirke, diesmal mit Schwerpunkt Favoriten und Quellenstraße, deren Bewohner ein eigenes Webprojekt erarbeiten werden. Schließlich noch das Forum Festwochen: Da geht es unter anderem um die Rekonstruktion einer serbischen "Gastarbeiteroper" und um ein "Integrationslager" für Österreicher. (Ljubisa Tosic  / DER STANDARD, Printausgabe, 15.12.2011)