Staatsoper Wien
Brenda Rae (links) als schicksalsgebeutelte Servierkraft im hochalpinen Luxussanatorium.
Wiener Staatsoper / Michael Pöhn

Wenige Tage nach dem Supermond wird in der Staatsoper wieder in fremde Betten (da: in fremde Pelzmäntel) geschlafwandelt: Bellinis La sonnambula steht auf dem Spielplan. Das Covergirl der September-Ausgabe des hauseigenen Hochglanzmagazins musste die erste Vorstellung der Wiederaufnahmeserie absagen. Statt Pretty Yende verdingte sich Brenda Rae als schicksalsgebeutelte Servierkraft im hochalpinen Luxussanatorium (Inszenierung aus 2001: Marco Arturo Marelli).

Optisch an Sarah Jessica Parker erinnernd, glich Raes Sopran zu Beginn einem flauschigen, aber zarten Kaschmirwollfaden. Reicht das für eine Amina? Doch die Sopranistin steigerte sich und betrieb ihre Koloraturartistik hoch oben unter der Zirkuskuppel – bis zum dreigestrichenen g ging’s rauf! – mit höchster Präzision.

Eifersuchtsszenen heldisch grundiert

In den Eifersuchtsszenen heldisch grundiert, doch stets geschmeidig der Elvino von Javier Camarena. In den Duetten betrieben die US-Amerikanerin und der Mexikaner vokalen Paarkunstlauf ohne jeden Zeitdruck. Roberto Tagliavini agierte als Graf Rodolfo (der Mann mit dem Pelzmantel) mit etwas gleichförmigem Nachdruck. Ein Aktivposten Maria Nazarova, die als Lisa ihrer Kollegin den vermögenden Liebhaber mit keckem Sopran abspenstig zu machen versuchte.

Im Orchestergraben lenkte Giacomo Sagripanti die Geschicke geruhsam, akkurat und feinfühlig. Weiß vielleicht jemand, weshalb Bellini die halbe Oper in As-Dur komponiert hat? Jubel für alle. (sten) 9. und 13. 9.