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BASEL/ Theater: Start des Rings mit DAS RHEINGOLD. „Bayreuth in Basel“. Premiere

10.09.2023 | Oper international

Bayreuth in Basel: DAS RHEINGOLD. Premiere am 9.9.2023

Das Theater Basel startet seinen Ring mit einem glänzenden Rheingold. Bereits in einer Woche geht es mit der Walküre weiter.

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Foto © Ingo Höhn

Da die Theaterleitung der Meinung ist, man könne den Ring und Wagner nicht unkommentiert aufführen, hat man gleich ein bis zum 8. Oktober dauerndes Ring-Festival organisiert. Dort sollen Stimmen zu Wort kommen, die Wagner kommentieren.

Das Regie-Konzept von Benedikt von Peter (Inszenierung) und Caterina Cianfarini (Co-Regie) überzeugt und ist stimmig umgesetzt. Sie sehen die Tetralogie als zusammenhängende Geschichte und zeigen sie als Familiengeschichte, die Brünnhilde als Rückblick erzählt. Die entsprechenden, angenehme kurz gehaltenen Wortmeldungen Brünnhildes stehen ganz im Dienste dieses Konzepts und damit auch im Dienst des Werkes. Von Peter und Cianfarini erzählen die Geschichte eng am Libretto mit einem steten Blick für die Kohärenz der Erzählung. Hier darf der Drache noch Drache sein und die Kröte ist als solche erkennbar (ein besonderes Lob an die Kostümabteilung!). Manche Szenen werden auch mit Puppen gedoppelt (die Rheintöchter treten nur als Stab-Puppen auf, die Sängerinnen verbergen sich unter den Puppenspielern; Puppenspiel: Stephan Q. Eberhard). Natascha von Steiger hat ihnen dazu einen schwarzen Einheitsbühnenraum geschaffen, der von einem grossen Ess-Tisch, einem symbolisierten Baum und Walhall in Form einer Luxus-Villa der Gegenwart dominiert wird. Katrin Lea Tags Kostüme deuten diese Gegenwart ebenfalls an, verzichten dabei aber wohltuend auf jegliche Übertreibungen.

Das Sinfonieorchester Basel unter musikalischer Leitung von Jonathan Nott ist eine besondere Attraktion dieser Produktion. Dies nicht nur wegen seines formidablen Spiels, sondern auch auf Grund seiner Platzierung unter der Mitte der Bühne. So dürfte eine Klangwirkung ähnlich Bayreuth angedeutet werden.

Inna Fedorii, Valentina Stadler und Sophie Kidwell geben mit prächtigen Stimmen die Rheintöchter Woglinde, Wellgunde und Flosshilde. Nathan Berg verleiht mit seinem grossen Bass dem Wotan die gebührende Bühnenpräsenz. Michael Borth und Ronan Caillet sind Donner und Froh, Michael Laurenz gibt mit seinem hellen, wohlklingenden Tenor einen überzeugenden Loge. Hanna Schwarz ist eine Erda mit enormer Bühnenpräsenz und Autorität. Solenn‘ Lavanant Linke und Lucie Peyramaure sind als Fricka und Freia ein intensives Geschwisterpaar. Andrew Murphy liess sich als Alberich wegen den Auswirkungen einer allergischen Reaktion ansagen. Davon war aber kaum etwas zu vernehmen: Mit kernigem Bassbariton und grossartiger Bühnenpräsenz singt er einen herrlichen Alberich. Karl-Heinz Brandt als Mime, Thomas Faulkner als Fasolt, Runi Brattaberg als Fafner, Marta Herman, Jasmin Etezadzadeh und Sarah Marie Kramer als Erste, Zweite und Dritte Norn sowie Ric Furman als Siegmund und Trine Møller als Brünnhilde ergänzen das Ensemble. Pia Lux hat als Sprachcoach hervorragende Arbeit geleistet: selten ist ein so verständliches Ensemble zu hören.

Ein Konzept, das den Ring auch Nicht-Wagnerianern näherbringt. Prognose: Dieser Ring wird Kult.

Weitere Aufführungen:

Di. 19.09.2023, 19:00–21:35; Sa. 23.09.2023, 19:00–21:35; Fr. 29.09.2023, 19:00–21:35;

Fr. 06.10.2023, 19:00–21:35; Sa. 08.06.2024, 19:00–21:35; Mo. 17.06.2024, 19:00–21:35;

Sa. 22.06.2024, 19:00–21:35.

 

10.09.2023, Jan Krobot/Zürich

 

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