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BIEL/ SOLOTHURN/Theater Biel: Der Doppelabend «Le Chalet Suisse» kombinier1 Adams «Le Chalet» mit Gaetano Donizettis «Betly», beide inspiriert von Goethes Singspiel «Jery und Bätely».

Le Chalet Suisse • Theater Orchester Biel Solothurn • Stadttheater Biel  • Premiere: 15.09.2023

TOBS ist immer eine Reise wert, der Doppelabend «Le Chalet Suisse» aber ganz besonders

Die Musiktheater-Sparte von Theater Orchester Biel Solothurn startet mit einem Wurf in die neue Saison. Der Doppelabend «Le Chalet Suisse» kombinier1 Adams «Le Chalet» mit Gaetano Donizettis «Betly», beide inspiriert von Goethes Singspiel «Jery und Bätely».

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Foto © Konstantin Nazlamov

Goethes beliebtestes Libretto wurde mehrfach vertont und weiterbearbeitet. Seit Rousseaus «Julie ou la Nouvelle Héloise» und der Aufklärung waren die Naturromantik und die Schweizer Berge gerade auch in Paris en vogue. Bekanntestes Beispiel dafür ist Rossinis «Guillaume Tell». 1829 wurde Adolphe Adam vom bedeutendsten französischen Librettisten überhaupt, Eugène Scribe, für eine Zusammenarbeit angefragt. Daraus ging die Opéra comique en un acte «Le Chalet» hervor, die am 25. September 1834 uraufgeführt wurde. Knapp 40 Jahre später fand die tausendste Aufführung der Oper in Paris statt. Zwei Jahre später wurde dann Donizetti auf das Erfolgsstück aufmerksam und übersetzte es praktisch wörtlich ins Italienische. Im Gegensatz zu Scribe erwähnte er die Herkunft des Sujets. Am 24. August 1836 wurde die hier gespielte Opera comica in un atto «Betly» im Teatro Nuovo in Neapel uraufgeführt. Am 29. Oktober 1837 wurde eine Fassung in zwei Akten im Teatro Carolino in Neapel aus der Taufe gehoben. Aber keine der beiden Fassungen konnte Adams Erfolg wiederholen.

Andrea Bernard inszeniert die beiden Einakter, wie gewohnt liebevoll und absolut werkdienlich, als Fortsetzung ihrer Entstehungsgeschichte. Wenn am Theater dann Adams «Le Chalet» inszeniert wird, zitiert er damit Donizettis «Le convenienze ed inconvenienze teatrali». Max, hier der Regisseur, hat nicht nur einen Korrepetitor an seiner Seite, sondern arbeitet auch mit einem Modell des Bühnenbilds und Figurinen. In einer der vielen Auseinandersetzungen während der Proben von «Le Chalet» wird die Figurine von Max umgeworfen und ein zerknüllter Zettel landet im Haus-Modell. Und genau das ist die Ausgangslage von «Betly»: die Modelle der Proben werden lebendig und führen das Stück nun auf.

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Foto © Konstantin Nazlamov

Das Bühnenbild stammt von Alberto Beltrame, die Kostüme von Elena Beccaro.

Max ist ein Paradepartie für Michele Govi, langgedientes Ensemble-Mitglied von TOBS. Hier kann er seine stimmlichen Vorzüge, ein wunderbar warmer Bariton, ideal fürs italienische Fach, und sein komödiantisches Talent hervorragend ausspielen. Die Entdeckung des Abends ist das Liebespaar, das am zusammenkommen sollte (woran Bernard aber nicht glauben will). Pierre-Antoine Chaumien gibt den Daniele mit einem kräftigen, ungemein höhensicheren Tenor, der für Adams Opéra comique aber auch die erforderliche Leichtigkeit hat. Roxane Choux leiht der Betly ihren tadellos geführten Koloratursopran.

Valentin Vassilev hat den Chor TOBS einstudiert. Dem Sinfonie Orchester Biel Solothurn unter Franco Trinca gelingt der Stil-Vergleich Adam (1834) – Donizetti (1836) hervorragend. Die wenigen Wackler werden in den Folge-Vorstellungen rasch verschwinden.

TOBS ist immer eine Reise wert, der Doppelabend «Le Chalet Suisse» aber ganz besonders!

Aufführungsdaten Biel:

So. 17.09.23, 19:00; So. 01.10.23, 15:00; Di. 03.10.23, 19:30; Mi. 01.11.23, 19:30; Di. 07.11.23, 19:30;

Do. 09.11.23, 19:30; Fr. 22.12.23, 19:30; So. 31.12.23, 19:00; So. 14.01.24, 17:00.

Aufführungsdaten Solothurn:

Mi. 27.09.23, 19:30; Fr. 29.09.23, 19:30; Do. 05.10.23, 19:30; Sa. 07.10.23, 19:00; Mi. 27.12.23, 19:30.

Auswärtige Vorstellungen:

Sa. 11.11.23, 19:30; Visp (La poste); Do. 18.01.24, 19:00; Theater Winterthur,

Sa. 20.01.24, 19:00; Theater Winterthur; So. 21.01.24, 14:30; Theater Winterthur,

Fr. 01.03.24, 20:00; Theater Casino Zug.

 

17.09.2023, Jan Krobot/Zürich

 

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