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Bieito eröffnet Staatsoper-Premierensaison mit Buh-Rufen

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Staatsoper Unter den Linden Berlin
Die Staatsoper Unter den Linden: Hier hat Calixto Bieito die Premierensaison in Berlin eröffnet. © Paul Zinken/dpa

Der spanische Regisseur Calixto Bieito hat seine Version von Verdis Oper „Aida“ in Berlin gezeigt. Die Reaktionen sind durchwachsen.

Berlin - Der umstrittene spanische Regisseur Calixto Bieito hat mit seiner Version von Giuseppe Verdis Oper „Aida“ die Premierensaison der Berliner Staatsoper Unter den Linden eröffnet. Für den 59-Jährige, viel gefragter Regisseur an wichtigen europäischen Bühnen, gab es vom Premierenpublikum in der ausverkauften Staatsoper von vielen Buh-Rufen durchzogenen Beifall.

Solisten, Chor und Staatskapelle unter der Leitung des italienischen Dirigenten Nicola Luisotti wurden mit Applaus bis hin zu Ovationen für Marina Rebeka in der Titelrolle bedacht. Vermutlich auch politisch motivierte Buhs gab es für den künstlerisch überzeugenden Radamès von Yusif Eyvazov, Ehemann der seit dem Ukraine-Krieg umstrittenen russisch-österreichischen Starsopranistin Anna Netrebko.

„Skandalregisseur“ Bieito

Der im Opern- und Schauspielfach agierende Bieito wird häufig als „Skandalregisseur“ tituliert. Wenn es ihm sinnvoll und notwendig zu sein scheint, gibt es viel Blut auf der Bühne, Gewalt oder Sex. Je exzessiver, umso mehr gilt es als Provokation. Doch was jenseits der Operngemäuer häufig Alltag ist, reicht auf der Bühne kaum noch zum Skandal.

Sein „Freischütz“ für die Komische Oper Berlin 2012 sollte erst ab 16 Jahren geeignet sein, die Titelfigur rannte zum Ende nackt über die Bühne. Die gleiche Grenze galt für Bieitos Berliner Corona-„Lohengrin“ von 2020, schon Wagners Stoff strotzt vor Gewalt. Für die „Aida“ an der Staatsoper gilt nun eine Empfehlung von 14 Jahren.

Bieito zeigt mit dem Stoff um Liebe, Eifersucht, Verrat und dumpfen Nationalstolz in einem variablen Raumkonzept immer wieder Bezüge der historischen Vorlage in die Gegenwart. Sklaven Ägyptens sind bei ihm auch Kinderarbeiter, die den Elektronikschrott einer Überflussgesellschaft sortieren. Videosequenzen erlauben Parallelen zwischen kolonialen Raubtiersafaris und einem havarierten Containerfrachter des modernen Kapitalismus.

Auch das passt zur Vorlage Verdis. Der Komponist hat sich vor allem vom Geld locken lassen zum von ihm ungeliebten Opernprojekt in Ägypten - und von der Drohung, sein musikalischer Erzfeind Richard Wagner könnte den Auftrag bekommen. dpa

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