Opernhaus Zürich: Premiere von Franz Lehárs „Die lustige Witwe“

Opernhaus Zürich/DIE LUSTIGE WITWE/M. Petersen/Foto @ Monika Rittershaus

Mit einer glamourösen Inszenierung ist es Barrie Kosky gelungen, das Publikum im Opernhaus Zürich bestens zu unterhalten. Obwohl jede einzelne Nummer in dieser Operette ein großer Hit wurde und bis heute ist, hat diese Aufführung gerade in den ruhigen Momenten seine ganz besondere Wirkung.  (Premiere vom 11. Februar 2024)

 

 

Die Lustige Witwe wurde am 30. Dezember 1905 im Theater an der Wien uraufgeführt und wurde rasch zu einem großen Erfolg. Gerade weil sich in dieser Operette, nicht wie bei vielen anderen Werken dieser Sparte, die Handlung in einer längst vergangenen Zeit abspielte, sondern im Paris 1905. In Amerika war der Erfolg derart gross, das sich ein richtiger „Merry Widow“ Kult entwickelte. Zwischen der Uraufführung und dem Todesjahr von Lehár, wurde diese Operette über 300‘000 Mal weltweit aufgeführt.

Barrie Kosky zeigt hier neben revuehaften Bildern auch die intimen Momente mit viel Feingefühl. Wenn sich ganz am Anfang Hanna Glawari an die viele Jahre zurückliegende erste Verliebtheit mit Graf Danilo erinnert, erklingt statt der Ouvertüre, ein Arrangement der Lustigen Witwe, damals auf einer Klavierrolle, die Franz Lehar selbst eingespielt hat, die der Regisseur in einer historische Aufnahme entdeckte und in diese Inszenierung integriert hat.

Opernhaus Zürich/DIE LUSTIGE WITWE/K. Konradi, A. Owens/Foto @ Monika Rittershaus

Doch dann wird man sofort in die turbulente und farbenfrohe Welt der Pariser Gesellschaft hineinversetzt und erlebt das hektische Treiben um die reiche Witwe Hanna Glawari, die ein Vermögen von 20 Millionen besitzt. Dieses Geld soll dem maroden Staat Pontevedro, durch Heirat zufliessen. Doch Hanna Glawari ist eine selbstbewusste Frau und hat diese Pläne schnell durchschaut, so beginnt das Werben um sie und führt zu einigen Verwirrungen. Obwohl sich Graf Danilo bis zum Schluss weigert, seiner alten Liebe zu verfallen, entstehen zwischen den beiden immer wieder intime Momente. Raffiniert gelingt es Hanna Glawari ihn eifersüchtig zu machen und wie so oft in der Operette findet auch diese Liebschaft ein Happyend.

Das Bühnenbild von Klaus Grünberg welches von einem großen sich drehenden Vorhang dominiert wird und den an Aufwand kaum mehr zu übertreffenden Kostümen von Gianluca Falaschi einen faszinierenden Hintergrund bietet. Hier muss man auch der Kostümabteilung des Opernhauses ein großes Kompliment machen. Derart prächtige Kostüme erlebt man heute selten in einer Aufführung.

Opernhaus Zürich/DIE LUSTIGE WITWE/M. Petersen, M. Volle/Foto @ Monika Rittershaus

Die Besetzung der beiden Hauptpartien war der Wunsch von Barrie Kosky.

Da es sich um eine Wiederbegegnung nach über zwanzig Jahren handelt, sind die beiden mitten im Leben stehenden Partien mit Marlis Petersen als Hanna Glawari und Michael Volle als Danilo glaubhaft besetzt.

Marlis Petersen spielt diese starke Frau mit viel Eleganz und kann mit kraftvoller Stimme aufwarten. Ein Rollenporträt mit vielen Nuancen und großer Präsenz einer erfahrenden Frau. Michael Volle als Graf Danilo, selten in einer Operette zu hören, kann die verschiedenen Stimmungen seiner Partie mit viel Volumen gestalten aber auch in den emotionalen Momenten überzeugen.

Opernhaus Zürich/DIE LUSTIGE WITWE/K. Konradi/Foto @ Monika Rittershaus

Martin Winkler als Baron Mirko Zeta, welcher in dieser Rolle debütiert, ist eine Idealbesetzung wie Barbara Grimm in der Partie des Njegus . Sie sorgten für viele Lacher im Publikum. Katharina Konradi, welche an diesem Abend das Rollen-und Hausdebüt als Valencienne gab und auf der ganzen Linie überzeugte sowie der Tenor Andrew Owens, als Camille de Rosillon, dessen Stimme zeitweise überfordert klang, bildeten das zweite Paar welches für viel Aufregung sorgte.

Omar Kobiljak als Vicomte Cascada mit großer Stimme und Beweglichkeit zusammen mit Nathan Haller als Raoul de Saint-Brioche, Valeriy Murga, als Bogdanowitsch, Maria Stella Maurizi, als Sylviane, Chao Deng als Kromow, Ann-Kathrin Niemczyk, Andrew Moore als Pritschitsch und Liliane Nikiteanu als Praškowie, boten temperamentvoll und auch tänzerisch eine hervorragende Ensembleleistung.

Die Philharmonia Zürich unter der Leitung des jungen Dirigenten Patrick Hahn zeigte das Operette nicht einfach Laut und auf Effekt gespielt werden muss, wie es oft zu hören ist. Hier wurde subtil und mit herrlichem Klang musiziert und auch die Feinheiten dieser Partitur hervorragend zu Gehör gebracht. Der Chor der Oper Zürich genoss es sichtlich, an diesem bunten Treiben bei den Festen und mit herrlichen Kostümen versehen, bestens einstudiert von Ernst Raffelsberger, teilzuhaben.

Opernhaus Zürich/DIE LUSTIGE WITWE/Foto @ Monika Rittershaus

Sina Friedli, Natalia Lopez Toledano, Romy Neumann, Sara Pennalla, Sara Peña, Noa Joanna Ryff, Pietro Cono Genova, Alexandra Hallas, Alessio Marchini, Davide Pillera, Steven Seale und Alessio Urzetta waren die Tänzer/innen. Sei es mit Can-Can, Walzer oder Volkstanz, einstudiert von Kim Duddy, dies war ebenfalls eine tolle Leistung.

Wer sich mal wieder einem Genuss für Auge und Ohr und sich von mitreißender Musik, Tanz und Gesang begeistern lassen will, dem sei der Besuch dieser nicht immer nur „lustigen Witwe“ empfohlen.

 

 

  • Rezension von Marco Stücklin / Red. DAS OPERNMAGAZIN-CH
  • Opernhaus Zürich / Stückeseite
  • Titelfoto: Opernhaus Zürich/DIE LUSTIGE WITWE/M. Petersen/Foto @ Monika Rittershaus
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