Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

LUZERN/ Theater: GIUSTINO von Antonio Vivaldi. Premiere

03.05.2024 | Oper international

Antonio Vivaldi: Giustino • Luzerner Theater • Premiere: 02.05.2024

«Es ist Dein Bruder. Gruss, Fortuna.»

Es ist immer wieder aufs Neue überraschend, was «kleine» Bühnen zu leisten vermögen. Vivaldis «Giustino» am Luzerner Theater ist eine Produktion, die mustergültig zeigt, wie man Barockoper spannend, ja mitreissend auf die Bühne bringen kann.

giuz
Foto © Ingo Hoehn

Dirigent Jörg Halubek hat mit dem Luzerner Sinfonieorchester (Continuo: Giulio de Nardo (Cembalo), Heiner Reich (Violoncello), Franziska Fleischanderl (Salterio) und Ryosuke Sakamoto (Theorbe, Barockgitarre) ganze Arbeit geleistet. Das Orchester klingt lebendig und farbenfroh, als würde es seit je historisch informiert spielen. Mit überwältigender Klangpracht trägt es die Sänger durch den Abend.

Bemerkenswert sind Qualität und Homogenität der Solisten, die das Luzerner Theater für diese Produktion engagiert hat. Marcela Rahal gibt mit wunderbar vollem, runden Mezzo einen Giustino von überragender Bühnenpräsenz: einen grundehrlichen, sympathischen Charakter, dem man den Aufstieg zum Kaiser uneingeschränkt gönnt. Eyrún Unnarsdóttir singt die Kaiserin Arianna mit tadellos sauber geführtem Sopran. Marta Hermans heller, höhensicherer Mezzo passt bestens zum Kaiser Anastasio. Tania Lorenzo Castro als Leocasta begeistert mit jugendlich frischem Sopran und enorm lebendiger Bühnenpräsenz. Solenn‘ Lavanant Linke ist ein zurückhaltender und um so gefährlicherer Amanzio. Younggi Moses Do als Vitaliano und Josy Santos als Andronico intrigieren intensiv, bis ihnen dann mitgeteilt wird, dass Giustino ihr Bruder sei: «Es ist Dein Bruder. Gruss, Fortuna» (die Rolle der Fortuna ist also gestrichen). Polidartes Gesang (Sascha Emanuel Kramer) wird eingespielt. Szenisch werden die beiden Figuren von einer extra für diese Produktion zusammengestellten Statisterie (Akteure aus der Stadt Luzern und Umgebung, Choreografie: Phoebe Jewitt) dargestellt.

Um die szenische Seite des Abends ist es genausogut bestellt, wie um die musikalische. Markus Dietz (Regie) erzählt die Geschichte der gekürzten Fassung (inklusive Pause 3 Stunden) mit grosser Sensibilität für das barocke Interesse an Effekten und macht diese mit Video-Einblendungen (Video: Rebecca Stofer, Mayke Hegger) für ein heutiges Publikum verständlich. Selten sind so stimmige, passende Videos absolut werkdienlich eingesetzt: Grosses Kompliment! Mit einer dieser Einblendungen, dem wie live geschrieben erscheinenden «Es ist Dein Bruder. Gruss, Fortuna», wird das Wiedererkennen der drei Brüder einfach und wirkungsvoll dargestellt. Um die raschen Szenenwechsel und die entsprechende Bilderfolge zu ermöglichen, hat Ines Nadler eine Bühne mit beweglichen Bilderrahmen geschaffen, die Ivo Schnider imposant ins richtige Licht setzt. Ebenso stimmig passend sind die Kostüme von Mayke Hegger.

Kurz und gut: Ein bestechender Abend!

Absolute Empfehlung!

Weitere Aufführungen:

So. 05.05.2024, 13.30; Mi. 08.05.2024, 19.30; Sa. 11.05.2024, 19.30; Fr. 17.05.2024, 19.30;

Do. 06.06.2024, 19.30; Fr. 14.06.2024, 19.30; Do. 20.06.2024, 19.30.

03.05.2024, Jan Krobot/Zürich

 

Diese Seite drucken