Gaskammern bei "Tannhäuser": Opernhaus verteidigt sich

Gaskammern Tannhaeuser Opernhaus verteidigt
Gaskammern Tannhaeuser Opernhaus verteidigt(c) HANS JOERG MICHEL / Deutsche Oper am Rhein
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Bei der Premiere gab es Buhrufe für die Düsseldorfer Inszenierung, auch die jüdische Gemeinde findet sie "geschmacklos". Man wollte die NS-Opfer "beklagen, nicht verhöhnen", erklärt der Intendant.

Die drastische Inszenierung an der Düsseldorfer Rheinoper von Richard Wagners "Tannhäuser" mit mit drastischen Nazi- und Holocaustszenen sorgt weiterhin für heftige Reaktionen ausgelöst. Die Deutsche Oper am Rhein hat bestürzt auf die heftige Kritik reagiert. Intendant Christoph Meyer verteidigte am Montag die Inszenierung. "Die Inszenierung nutzt die furchtbaren Verbrechen des Nationalsozialismus nicht als Staffage oder zur Skandalisierung als Selbstzweck, sondern zeigt die umstrittenen Szenen als Beleg für eine unfassbare Schuld", erklärte er. "Damit verhöhnt sie keine Opfer, sondern beklagt sie."

Die Premiere des "Tannhäuser" in der Regie von Burkhard C. Kosminski hatte am Samstagabend in Düsseldorf wegen der drastischen Darstellung von Nazimorden und Tod in Gaskammern Empörung bei vielen Zuschauern ausgelöst.

Die jüdische Gemeinde in Düsseldorf kritisierte die Inszenierung als "geschmacklos". Wagner sei zwar ein "glühender Antisemit" gewesen, sagte Gemeindedirektor Michael Szentei-Heise der Deutschen Presse-Agentur. Aber dem Komponisten dies "auf der Bühne so um die Ohren zu schlagen, halte ich für nicht legitim". "Wagner hatte mit dem Holocaust nichts zu tun", sagte Szentei-Heise.

"Komisch, Wagner verteidigen zu müssen"

Wagners grundsätzliche politische Einstellung spiegele sich nicht in seiner Musik und auch nicht im Libretto wieder. "Wagner hatte mit dem Holocaust nichts zu tun", sagte Szentei-Heise. Dem Komponisten werde mit der Düsseldorfer Inszenierung "unrecht getan". Eine Absetzung verlange die jüdische Gemeinde aber nicht. Szentei-Heise betonte: "Es kommt mir komisch vor, Wagner verteidigen zu müssen."

Operintendant Meyer räumte ein dass die Heftigkeit der Reaktionen dem Haus verdeutlicht habe, dass diese Inszenierung "manche Zuschauer aufgrund individueller biografischer Erfahrungen" verstöre. "Wir nehmen diese Menschen sehr ernst und werden das Thema intern diskutieren", sagte er. "Nichts liegt uns ferner, als die Gefühle derjenigen Menschen verletzen zu wollen, die vom Nationalsozialismus persönlich betroffen sind."

Die Rheinoper steht aber weiterhin zu der umstrittenen Inszenierung Kosminskis. Man habe sich schon zum Zeitpunkt des Entwurfs auf ein künstlerisches Konzept eingelassen, bei dem man mit Widerspruch habe rechnen müssen, sagte Meyer.

(APA/dpa)

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