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Bühne und Konzert Londons Royal Opera

Stimme verändert - Netrebkos überraschende Absage

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Temperament hat sie, aber Bellinis „Norma“ kommt für sie nun doch nicht mehr in Frage: Anna Netrebko Temperament hat sie, aber Bellinis „Norma“ kommt für sie nun doch nicht mehr in Frage: Anna Netrebko
Temperament hat sie, aber Bellinis „Norma“ kommt für sie nun doch nicht mehr in Frage: Anna Netrebko
Quelle: dpa
Der Londoner Covent Garden Opera ist spektakulär ein Star abhandengekommen: Der russische Starsopran mag nun doch zum Saisonauftakt keinen Bellini mehr singen. Des einen Absage ist des anderen Glück.

Diesmal kam es immerhin rechtzeitig. Die Karten sind noch nicht im Verkauf, da wurde eine der von Melomanen besonders sehnsüchtig erwarteten Premieren der nächsten Saison stark beeinträchtigt: Anna Netrebko, die sich gegenwärtig auf ihre erste Wagner-Rolle als Elsa in einer Dresdner „Lohengrin“-Wiederaufnahme unter Christian Thielemann am 19. Mai vorbereitet, wird nicht im September als Norma in London debütierten. Das verkündete das Royal Opera House soeben auf seiner Webseite.

Ihre Stimme habe sich in eine andere Richtung entwickelt, gestand dort der Starsopran. Kein Wunder, wenn man weiß, dass solche prestigeträchtigen Primas in der Opernwelt fünf bis sieben Jahre vorher festgezurrt werden. Immerhin löblich, dass sich die Künstlerin schon jetzt mit der Partie und ihren Problemen beschäftigt hat. Denn es ist so selten nicht, dass Stars erst ein paar Wochen vor Probenbeginn zu ähnlichen Entscheidungen kommen. Anja Harteros hat bis heute keine ihrer avisierten Strauss-Ariadnen gesungen, Diana Damrau ihre erste „Figaro“-Gräfin um eineinhalb Jahre verschoben. Jonas Kaufmann hatte ebenfalls in London kurzfristig 2012 den Aeneas in den „Trojanern“ von Berlioz abgesagt.

Des einen Absage ist des anderen Glück

Manchmal ist das der Moment, wo der Stern eines anderen aufgeht, in London war es der des hervorragenden Tenors Bryan Hymel, der inzwischen an allen großen Häusern singt. Oder man muss sich mit verfügbarem Ersatz begnügen. London immerhin hat nicht nur auf die Netrebko gesetzt, man bietet zudem das Debüt von „Fura dels Baus“-Regisseur Àlex Ollé, den geschätzten Antonio Pappano am Pult, Joseph Calleja und Sonia Ganassi im Bellini-Boot; aber natürlich fehlt jetzt der Opernkrone der entscheidende Primadonnenzacken.

Wobei der Mythos Norma als eine legendär schwere Rolle eben durch diese spektakuläre Absage (von der eine Spielzeit später auch die Metropolitan Opera in New York betroffen sein wird, wo die Netrebko die Saison 17/18 hätte als Norma eröffnen sollen) noch einmal gewinnt. In London hat der gallischen Druidin einst Maria Callas ihren Vokalstempel aufgedrückt, jüngst hatte sich ihr Cecilia Bartoli von der Mezzoseite her erfolgreich genähert.

Natürlich wird man in London weiterhin mit Anna Netrebko zusammenarbeiten wollen, man ist professionell, sie selbst gibt sich selten zickig, obwohl sie jüngst erklärt hat, sich von Regisseuren nicht mehr alles gefallen lassen zu wollen. Für sie geht die Reise weiter Richtung Verismo. Aber erst kommt noch zu den Salzburger Festspielen 2017 ihre erste Aida. Mit Riccardo Muti am Pult. Und mit dem Operndebüt der iranischen Filmregisseurin Shirin Neshat.

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