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Festspiel-Übertragungen: Glänzen auch ohne Goldquote

Wenn der ORF aus Salzburg "Die Liebe der Danae" überträgt, geht es nicht unbedingt um Reichweitenrekorde. Mit neun Kameras fängt die Bildregie ein geschichtsträchtiges Werk ein.

Festspiel-Übertragungen: Glänzen auch ohne Goldquote
Festspiel-Übertragungen: Glänzen auch ohne Goldquote

Am Glanz fehlt es keineswegs. "Der goldene Mantel, den Danae trägt, kommt traumhaft zur Geltung", sagt Agnes Méth. Sie meint damit freilich nicht nur den Effekt, den das Glitzerkostüm von Sopranistin Krassimira Stoyanova auf der Bühne des Großen Festspielhauses erzeugen muss. Mit strengem Auge wacht Agnes Méth darüber, wie die Bilder von der diesjährigen Salzburger Neuinszenierung der späten Strauss-Oper "Die Liebe der Danae" im Fernsehen wirken. Als Bildregisseurin zeichnet sie für die Übertragung von Richard Strauss' "heiterer Mythologie" unter der musikalischen Leitung von Franz Welser-Möst sowie der Regie und Bühnenausstattung von Alvis Hermanis verantwortlich. Am Freitag wird "Die Liebe der Danae" live-zeitversetzt auf ORF 2 gesendet. Am Sonntag steht die Wiederholung auf ORF III auf dem Programm.

Eine der kniffligen Herausforderungen dieser TV-Produktion bestehe darin, die Bühnenhandlung, die großteils in tableauartigen, statischen Bildern erzählt wird, in das Fernsehformat zu übersetzen. Wie man an diese Arbeit herangeht? "Vier Tage lang", erzählte Méth, "bin ich mit meinem iPad zwischen den Kamerapositionen hin und her gelaufen und habe geschaut, wo ich die richtigen Einstellungen bekomme."

Gold oder Liebe? Vor der schmerzlichen Wahl steht nicht nur Danae, die als Titelheldin zwischen materiellem Glück und Gefühlsreichtum wählen muss, also zwischen dem Gott Jupiter (Tomasz Konieczny) und dem seiner Goldmächte beraubten Midas (Gerhard Siegel). Auch für den ORF sind die Gegensätze von Quotenglück und Kulturidealismus mit der selten gespielten Oper heuer schwieriger unter einen Hut zu bringen als etwa bei der Übertragung von Verdis "Trovatore" mit Anna Netrebko vor zwei Jahren. Um hohe Erwartungen an die Einschaltquoten sei es bei der Entscheidung, welche Produktion der ORF heuer aus Salzburg überträgt, aber nicht gegangen, sagte Kulturchef Martin Traxl. Die Wahl sei auf die "Danae" gefallen, "weil sie für Salzburg auch von historischer Bedeutung ist. Die Übertragung ist einfach ein Statement und ein Angebot an die Seher." Die historische Verknüpfung des Werks mit den Salzburger Festspielen reicht bis 1944 zurück. Zum 80. Geburtstag des Komponisten Richard Strauss war die Uraufführung der "Danae" im letzten Kriegsjahr geplant gewesen. Als die Salzburger Festspiele nach dem Attentat auf Adolf Hitler abgesagt wurden, setzte Dirigent Clemens Krauss dennoch eine öffentliche Generalprobe des Werks durch. Erst 1952 folgte die offizielle Premiere.

Allzu viele Gelegenheiten, die Oper zu hören, gibt es auch sieben Jahrzehnte danach noch nicht. "Ich kannte das Werk selbst nur als Klavierauszug. Aber ich habe mich in die Musik schnell verliebt", sagte Agnes Méth, die vor ihrem Wechsel ins Bildregiefach als Schlagwerkerin in der Grazer Oper im Orchestergraben saß.

Den Rhythmus für die Schnitte bei der TV-Übertragung zu finden sei bei der "Danae" eine weitere Herausforderung. Selten gebe die Führung der Figuren auf der Bühne heuer die Möglichkeit, "die Bewegung einer Hauptfigur mit der Kamera aufzunehmen, und dann gleitend auf eine andere überzugehen". Auch mit Nahaufnahmen müsse man bei einer TV-Opernübertragung stets maßvoll umgehen, "vor allem, wenn die Sängerinnen und Sänger hohe Passagen haben, versucht man das zu vermeiden".

Die Zusammenarbeit der TV-Regisseurin mit Alvis Hermanis sei aber seit der ORF-Übertragung des "Trovatore" 2014 erfolgserprobt. Auch damals sei die Arbeit "in gegenseitigem Vertrauen" gediehen, mit dem Ergebnis sei Hermanis "sehr zufrieden" gewesen.

Ausgestrahlt werde die "Danae" nicht nur im ORF, sondern über den Bezahlsender Classica des Koproduzenten Unitel in 68 Länder weltweit, sagt Martin Traxl. Bei der Übertragung die eigene Regiehandschrift in den Vordergrund zu rücken könne indes nie das Ziel einer Bildregisseurin sein, sagt Agnes Méth. "Ich muss einfangen, was die Musik erzählt und was der Regisseur zeigt." Acht Kameras für die Bühne und eine für den Dirigenten Franz Welser-Möst am Pult der Wiener Philharmoniker stehen ihr dafür zur Verfügung - und ein Detailwissen um Werk und Inszenierung, das sie den TV-Zusehern voraushat. "Mit meinem wissenden Auge kann ich die Zuschauer durch die Inszenierung führen. Das sehe ich als meine Aufgabe."

TV:"Die Liebe der Danae", live-zeitversetzte Übertragung von den Salzburger Festspielen, Freitag,

12. 8. in ORF 2 (21.20 Uhr), Sonntag, (14. 8.), ORF III (20.15).

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