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Bühne und Konzert Kritikerschelte

Bayreuth-Regisseur geht auf seine Kritiker los

Freier Feuilletonmitarbeiter
Bayerische Festspiele, Parsifal Rechte: Bayreuther Festspiele / Enrico Nawrath Bayerische Festspiele, Parsifal Rechte: Bayreuther Festspiele / Enrico Nawrath Bayerische Festspiele, Parsifal Rechte: Bayreuther Festspiele / Enrico Nawrath Bayerische Festspiele, Parsifal Rechte: Bayreuther Festspiele / Enrico Nawrath
Kam nicht gut weg, weswegen jetzt der Regisseur gegen die Rezensenten austeilt: Szene aus Uwe Eric Laufenbergs "Parsifal"-Inszenierung bei den Bayreuther Festspielen
Quelle: Bayreuther Festspiele / Enrico N
Uwe Eric Laufenbergs „Parsifal“ auf dem Grünen Hügel wurde verrissen. Jetzt rächt sich der Regisseur an den „Schnellvernichtern“. Unfähig seien die. Das Problem in Bayreuth ist aber ein ganz anderes.

Gestatten: Uwe Eric Laufenberg, Regisseur. Und soooo sensibel. Die deutschen Kritiker seien so böse zu ihm und seinem Bayreuther „Parsifal“ gewesen, tut er nun auf dem Portal „nachtkritik.de“ kund. Während die ausländische Zeitungen viel verständnisvoller reagiert hätten.

Gemach, der gelernte Schauspieler, Regisseur und gegenwärtig Intendant in Wiesbaden, ein – das muss man ihm lassen – wirklich Theaterverrückter und Bühnenliebender, ist auch gut im Austeilen. Nachdem er nicht ganz schuldlos als Intendant in Köln geschasst worden war, veröffentliche er als e-Book einen vor allem peinlichen Schlüsselroman über die dortigen Geschehnisse.

„Antwort gegen die Schnellvernichter“

In weinerlicher Manier wusch er sich darin selbst als Unschuldslamm weiß. Nach einer „Otello“-Inszenierung in Wiesbaden klagte er auf seiner Webseite, die Kritik hätte seine Produktion nicht verstanden und böse gedisst.

Seine „Antwort gegen die Schnellvernichter“: Das Ausland würde über das in seiner „German Trash“-Huldigung eines gestrigen Regietheaters „als geschlossenes System“ verfangene deutsche Feuilleton den Kopf schütteln. Die deutsche Kritik sei verbohrt, würde gar das Wort „Stadttheater“ als böse Beleidigung führen.

Nur noch, so Laufenberg, „Übermalung bis zur Unkenntlichkeit“ bei einer Operninszenierung würde die hiesige Kritik positiv rezipieren und so fort. Natürlich nennt er nie Namen, setzt sich mit keinem konkreten Argument auseinander, polemisiert nur ganz allgemein.

Der Regisseur Uwe Eric Laufenberg steht am 21.06.2016 vor dem Festspielhaus in Bayreuth (Bayern). Er inszeniert in diesem Jahr mit dem «Parsifal» die Eröffnungspremiere. Foto: Britta Schultejans/dpa [ Rechtehinweis: (c) dpa ]
Uwe Eric Laufenberg (Jg. 1960) ist in seinem Brotberuf Intendant des Staatstheaters in Wiesbaden
Quelle: picture alliance / dpa

Der Mann hat rein gar nichts verstanden! Erst dient er sich mit einem alten Konzept aus der Kölner Schublade an, als man sich in Bayreuth vom eigentlich geplanten Regisseur Jonathan Meese wohlweislich wieder trennte. Dann heizt er mit einer möglicherweise missverstandenen Äußerung die Spekulation an, seine Sichtweise sei „islamkritisch“.

Später wendet er sich jedem Mikrofon zu, um seine Sichtweise schon vor der Premiere flächendeckend zu erklären. Anschließend wundert er sich, wenn einige nach seinen klugen Worten nicht ebensolche Regietaten zu erkennen wussten.

Hat Laufenberg das Eigentliche nicht verstanden, dass es bei Bayreuther Premierenrezensionen schon längst nicht mehr nur um das Gesehene geht? Das ist bei einer Produktion pro Jahr für nicht wenige doch nur der Vorwand, um der nach den obligatorischen Proben-„Skandalen“ auf dem Grünen Hügel aufgeheizt sensationslüsternen Öffentlichkeit die Leitung und die Institution als Ganzes vorzuführen.

Der Regisseur fungiert da nur als Crashtest-Dummy. Das hätte er kritisieren können. Aber doch nicht, dass er als Verantwortlicher für eine unfertige, nicht wirklich ausgegorene Inszenierung womöglich ein wenig zu hart rangenommen wurde. Schließlich gibt es dafür ja die „Werkstatt Bayreuth“. Also lieber nächsten Sommer weiterschrauben statt sich wundzuklagen!

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