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Musik: Ovationen für Erkki-Sven Tüürs „Wallenberg“
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Musik - Ovationen für Erkki-Sven Tüürs „Wallenberg“
dpa / Uli Deck Tobias Schabel als Wallenberg im Badischen Staatstheater Karlsruhe.

Die Aufführung von Erkki-Sven Tüürs Oper „Wallenberg“ am Badischen Staatstheater war ein Wagnis. Die Uraufführung des Zweiakters vor elf Jahren in Dortmund wurde vom Publikum zwar freundlich aufgenommen.

Kritiker nörgelten jedoch: „Gescheitert; aber auf hohem Niveau.“ Das Badische Staatstheater gab dem Werk eine neue Chance und landete damit einen echten Coup. Tobias Kratzers realistische, oft ironisch gebrochene Inszenierung zog die Zuschauer am Samstagabend unmittelbar in den Bann. Das Solistenensemble und die Badische Staatskapelle unter Johannes Willig setzten Tüürs teils komplexe, teils musicalhafte Musik perfekt um. Am Schluss gab es in Karlsruhe Ovationen für alle Mitwirkenden.

Der schwedische Lebemann und Diplomat Raoul Wallenberg gehört zu den faszinierenden Figuren des 20. Jahrhunderts. Der Spross einer Bankiers- und Unternehmerfamilie geriet 1944 eher durch Zufall in eine Rettungsaktion für ungarische Juden. 100 000 Juden rettete er mit Schutzpässen und unmittelbaren Verhandlungen mit den Nazis vor der Ermordung. Er verhandelte mit SS-Obersturmbannführer Adolf Eichmann und wurde zu dessen direktem Gegenspieler.



Die Befreiung Budapests durch die Rote Armee wurde für Wallenberg indes zu einer qualvollen Odyssee durch sowjetische Gefängnisse und Arbeitslager mit tödlichem Ausgang. Das Textbuch von Lutz Hübner erzählt im ersten Akt in elf, teils surrealen Szenen von Wallenbergs Rettungsaktion, zeigt den Helden als zweifelnden, gebrochenen Charakter.

Der zweite Akt führt in die Welt Josef Stalins, die Welt des Gulag und beschäftigt sich mit der fast mythischen Verklärung Wallenbergs im Kalten Krieg: Ein zweiter Wallenberg erscheint, eine selbstzufriedene Medieninszenierung. Am Schluss verleiht US-Präsident Ronald Reagan Wallenberg die Ehrenbürgerschaft der USA. Dass Wallenbergs Martyrium noch nicht beendet ist, zeigte sich im Mai dieses Jahres: Rechtsradikale schändeten sein Budapester Denkmal mit Schweinefüßen.


Tüürs Musik ist brillant orchestriert. Ein Drittel des Orchestergrabens besetzt das reichhaltige Schlagwerk. Der estnische Komponist, Jahrgang 1959, ist studierter Percussionist und hat als Kopf der erfolgreichen Rockband „In spe“ einschlägige Erfahrung. Die Partitur changiert zwischen harten atonalen Blechbläsergewittern, schrägen Walzern, eingängigen Chören und lyrischen Gesangslinien. Der Karlsruher Opernchor unter Leitung von Ulrich Wagner zeigt sich von seiner besten Seite. Aus dem überzeugenden, 20-köpfigen Solistenensemble ragen Tobias Schabel in der Titelrolle und Renatus Meszar als Eichmann heraus.
dpa
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