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Eine schwierige Ehe, zumal der Gatte emotional nicht sehr sesshaft ist: Konstantin Wolff (als Graf Almaviva) und Jacquelyn Wagner (als Gräfin).

Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

Wien - Es blieb keine Frage offen bei diesem Figaro an der Volksoper. Allerdings war von dieser Inszenierung auch keine einzige tieferreichende Frage gestellt worden. Der für sehr präzise, leicht poetische Arbeiten bekannte Regisseur und Bühnenbildner Marco Arturo Marelli hat sich in einer Art gütiger Fingerübung bei Mozarts Spiel vom Zerbrechen gesellschaftlicher Hierarchien nur als Figurenarrangeur betätigt.

Er hat dabei ausreichend Türen und Liegegelegenheiten vorgesehen, um ein schlüpfriges Versteckspiel zu ermöglichen. Auch hat er ein Gartenarrangement ersonnen, das ein nettes Verstelldichein ermöglicht. Es sind also ausreichend Konventionen szenischer und räumlicher Art (die Wandtapeten bedienen sich barocker Gemälde) zugegen, um eine humorige Version dieses Stücks zu ergeben. Wobei: Marelli hat den Protagonisten offenbar einige Regieaphrodisiaka spendiert - dermaßen ausgiebig wird da in fast alle Richtungen geknutscht. Ohne allerdings, dass irgendeine Art emotionaler Abgrund kenntlich würde. Immerhin: Der triebgesteuerte Graf ist bei Konstantin Wolff sehr gut aufgehoben. Er beherrscht die hochnäsige Pose ebenso wie die verwirrte - angesichts jener Streiche, denen er ausgesetzt ist. Über weite Strecken singt er auch mit Eindringlichkeit und dem gewissen Etwas.

Schade, dass Gegenspieler Figaro (vokal solide Yasushi Hirano) eine blasse Figur abgibt, die nur plakativ auftrumpft. Um die Zentralgestalten herum geht es anständig zu: Am ehesten schafft noch Jacquelyn Wagner (als Gräfin) eine Mischung aus Eindringlichkeit und Leichtigkeit. Etwas blass bleibt Rebecca Nelsen (als Susanna), und etwas intonationsunsicher wirkt mitunter Dorottya Láng (als Cherubino). Hilfreich - im Sinne des heiteren Konzepts - der Rest des kultivierten Ensembles.

Dirigent Dirk Kaftan animiert das Orchester indes bisweilen zu pointenreichem Spiel. Auch bekam man eine Ahnung davon, wie Mozart das Heitere der Seelen abgründig zu verdunkeln wusste. Solche Demonstrationen blieb die Regie schuldig. Applaus, vielleicht gerade deshalb. (Ljubiša Tošic, DER STANDARD, 27.11.2012)