Als Don Giovanni besiegt ein Wiener Ensemblemitglied die Weltelite

(c) Wiener Staatsoper (Michael Poehn)
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Da-Ponte-Zyklus, Teil II: Im „Don Giovanni“. Adam Plachetka dominiert den zweiten Da-Ponte-Abend.

Da-Ponte-Zyklus, Teil II: Im „Don Giovanni“ dominiert, nach der beeindruckenden vokalen Leistungsschau des „Figaro“-Ensembles, die umwerfende Persönlichkeit des Titelhelden. Zur Premiere der aktuellen Inszenierung Jean-Louis Martinotys war Adam Plachetka, der junge Mann aus der „Don-Giovanni“-Uraufführungsstadt Prag, noch der Masetto. Ein knappes Jahr später war das Ensemblemitglied über Nacht der Don Giovanni – und singt diese Partie heute so souverän wie kaum ein Konkurrent auf dem internationalen Parkett. Bestechend die verführerischen Qualitäten im Duett mit der hinreißend zwischen sinnlicher Begierde und Realitätssinn balancierenden Zerline Ileana Toncas und im Ständchen. Faszinierend die rhythmische Prägnanz seiner auch artikulatorisch virtuos absolvierten „Champagnerarie“, die nicht nur hierzulande lang keiner so perfekt gesungen hat.

Erfreulich auch, dass Plachetkas Giovanni ein echter Bass ist, dem Dan Paul Dumitrescus Komtur im Finale so recht Paroli bieten kann, während dem im Übrigen sympathisch beweglichen, durchaus hintergründigen Leporello von David Bizic dafür in der Tiefe ein wenig die Durchschlagskraft fehlt. Auch bei den Damen sind die Gewichte etwas ungleich verteilt: Malin Hartelius gibt die verzweifelte verlassene Geliebte zwar darstellerisch exzeptionell, doch drohen sie in der nachkomponierten Bravourarie „Mi tradi“ zuletzt beinah die Kräfte zu verlassen.

Endlich eine dramatische Donna Anna

Das kann Hibla Gerzmava nicht passieren: endlich eine dramatische (freilich auch durchaus koloraturgewandte) Stimme für die Donna Anna. Neben einer zarter besaiteten Partnerin würden sich die Versuche Rolando Villazóns, die Phrasen der Ottavio-Arien zu bewältigen, wohl allzu brachial ausnehmen. In den Rezitativen fügt sich die eminente Bühnenerscheinung des Tenors freilich perfekt ins wie geölt funktionierende Räderwerk, das szenisch – trotz der hie und da grassierenden Überbevölkerung – so reibungslos funktioniert wie musikalisch: Maestro Alain Altinoglu begleitet selbst vom Hammerklavier aus. Er hat die Situation tatsächlich auch im rasanten Finale I fest im Griff. Und wenn die Laute ein Atom zu früh einsetzt, springen die Philharmoniker eines Sinnes nach... (sin)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.01.2014)

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