Wien - Womöglich wäre die Staatsoper nicht schlecht beraten, die großen, programmzettelartigen Plakate, mit denen sie in touristisch frequentierten U-Bahn-Stationen für ihre Opern wirbt, auch mit Fotos zu versehen. Produktionen wie Les Contes d'Hoffmann gäben da durchaus etwas her: Regisseur Andrei Serban und Ausstatter Richard Hudson haben Offenbachs "Opéra fantastique" bildmächtig in Szene gesetzt.

Deren fantasievolle, reich bevölkerte Retro-Spukwelten wirken, als hätten die beiden zur Premiere anno 1993 schon die Filme Tim Burtons präplagiiert. Die Üppigkeit der Ausstattung lässt zudem an ferne, sonnige Budgetzeiten denken, als die Bundessubventionen der Bundestheater noch nicht auf lange Zeiten eingefroren waren. Tempi passati. Serban hat seine Kuriositätenschau zur Wiederaufnahme toll aufgefrischt, im Orchestergraben klappt unter der Leitung von Marko Letonja alles recht gut - bis auf eine leicht verstimmte Einleitung zum Schlager Belle nuit, ô nuit d'amour. Der Staatsopernchor singt im ersten Akt leicht und geschmeidig.

Sparbuchartig sang der kurzfristig für Neil Shicoff eingesprungene Yosep Kang die Titelpartie: solide also, der Zins des Außergewöhnlichen hielt sich jedoch in engsten Grenzen. Auf komödiantischem Gebiet punktete Daniela Fally als Olympia, Nadia Krasteva hatte die Kurtisane gut drauf; und Marina Rebeka bot als Antonia als Einzige vokale Luxusklasse.

Von seinen vielen Partien gefiel Thomas Ebensteins Darstellung des Dieners Frantz am meisten; Ildar Abdrazakov beeindruckte mit noblem, männlichem Bariton. Keck-bemüht Stephanie Houtzeel (Muse/Nicklausse). Ausschließlich positive Rückmeldungen vonseiten des Publikums. (Stefan Ender, DER STANDARD, 26.5.2014)