Staatsoper: Ein Orchesterfest für Richard Strauss

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„Ariadne auf Naxos“ zum 150.Geburtstag des Komponisten: Eros und Thanatos – als Komödie.

„Kommt der neue Gott gegangen, hingegeben sind wir stumm“, sinniert angesichts des hohen, sein Glück freilich nur für die Bühne markierenden Paares die kokette Zerbinetta zuletzt – und ihre Lippen finden jene des Komponisten im ehrlich-innigen Kuss: In der Liebe, will uns der Regisseur Sven-Eric Bechtolf wohl sagen, zählen keine Ewigkeitsschwüre, nur das Hier und Jetzt. Richard Strauss ist allerdings kein neuer, vorübergehender, sondern ein Hausgott der Wiener Staatsoper – und er wurde am Mittwoch mit keineswegs stummer, sondern klanglich wunderbarer Hingabe gefeiert.

Welser-Möst organisiert genießerisch

Mit der in Wien uraufgeführten zweiten Fassung von „Ariadne auf Naxos“, diesem beziehungsreichen Wunderwerk über Eros und Thanatos in Leben und Kunst, beging das Haus am Ring den 150.Geburtstag des Meisters – und konnte vor allem orchestral prunken: in wohldosierter, fein ausgeformter Klangpracht. Franz Welser-Möst agierte dabei weniger als Animateur denn als genießerischer Organisator: Dort und da eine Idee breiter, als Musiker oder Sänger manche Phrase aus der Spiellaune heraus auffassen wollten, entwickelte er seine Lesart aus jener Ruhe heraus, die den melodischen Ziselierungen genügend Raum gibt, ohne den großen Zug zu vernachlässigen. Einzig im Finale fehlten die letzten Quäntchen an Größe und Emphase.

Da blieben auch die noble, aber etwas hart klingende und mit zu wenig Klangfülle ausgestattete Emily Magee als Ariadne und besonders Klaus Florian Vogt hinter den Erwartungen zurück, der als knabenhaft-leichtgewichtiger Bacchus zunehmend um Fassung und Töne rang – ein hoffentlich vorübergehendes Formtief. Mehr Freude machte das andere Paar. Hin- und hergerissen zwischen Enthusiasmus, Verzweiflung, Verliebtheit sang Hausdebütantin Kate Lindsey mit apart-hellem Mezzosopran einen empfindsamen, geschmeidig phrasierten Komponisten, der nur am Ende des Vorspiels an Grenzen stieß – und, kein Wunder, den Reizen von Daniela Fallys Zerbinetta erlag: Wie schön, die wachsende Reife und Souveränität der Sängerin anhand der so fordernden Partie mitzuerleben. Herausragend aus dem weitgehend guten übrigen Ensemble: Peter Matić' sanft süffisanter Haushofmeister, Hila Fahimas zarte Najade, Jochen Schmeckenbechers Musiklehrer. (wawe)

Weitere Aufführungen noch am 15. und 20. Juni.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.06.2014)

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