SN.AT / Salzburg / Kultur

Nachtkritik zu "Don Giovanni": Explosion in Testosteron

"Don Giovanni" als erste Opernproduktion der Salzburger Festspiele 2014 war ein deutlicher Publikumserfolg.

Nachtkritik zu "Don Giovanni": Explosion in Testosteron
Nachtkritik zu "Don Giovanni": Explosion in Testosteron
Nachtkritik zu "Don Giovanni": Explosion in Testosteron
Nachtkritik zu "Don Giovanni": Explosion in Testosteron
Nachtkritik zu "Don Giovanni": Explosion in Testosteron
Nachtkritik zu "Don Giovanni": Explosion in Testosteron
Nachtkritik zu "Don Giovanni": Explosion in Testosteron
Nachtkritik zu "Don Giovanni": Explosion in Testosteron
Nachtkritik zu "Don Giovanni": Explosion in Testosteron
Nachtkritik zu "Don Giovanni": Explosion in Testosteron
Nachtkritik zu "Don Giovanni": Explosion in Testosteron
Nachtkritik zu "Don Giovanni": Explosion in Testosteron
Nachtkritik zu "Don Giovanni": Explosion in Testosteron
Nachtkritik zu "Don Giovanni": Explosion in Testosteron
Nachtkritik zu "Don Giovanni": Explosion in Testosteron
Nachtkritik zu "Don Giovanni": Explosion in Testosteron
Nachtkritik zu "Don Giovanni": Explosion in Testosteron
Nachtkritik zu "Don Giovanni": Explosion in Testosteron
Nachtkritik zu "Don Giovanni": Explosion in Testosteron
Nachtkritik zu "Don Giovanni": Explosion in Testosteron
Wir haben uns schon daran gewöhnt: Don Juan, in Mozarts Oper Don Giovanni, ist ein verlebter Lebemann, ein alternder Sexprotz, dem nichts mehr gelingt, ein Verlorener ohne Halt, ein Junkie, der die letzte Runde seines Lebens dreht. Das alles ist der neue Don Giovanni im "Haus für Mozart" nicht. In Gestalt von Ildebrando d` Arcangelo ist er, mit schwerer, dunkler, bassgefärbter Stimme, ein Mannsbild, in dem das Testosteron explodiert. Die langen schwarzen Haare nach hinten gegelt, in schwarzer Hose und Hemd und Schlangenmustermantel zeigt er bodygebuildete Muskeln, die gut und gerne darauf schließen lassen, dass er auch Ähnliches in der Hose haben könnte. Als er jedenfalls das Bauern- (hier, weil die Geschichte in einem dunkel getäfelten, weitgehend diffus beleuchteten Grand Hotel spielt: ein Dienst-)Mädchen Zerlina zu sich einlädt, kümmert er sich mittendrin im Duett ("La ci darem la mano") gar nicht mehr um die eben Eroberte, sondern ist schon hinter der nächsten Dienstmädchen-Kittelschürze her.

Regisseur Sven-Eric Bechtolf will aber keinen psychologischen Charakter zeigen, sondern den Typus, eine emblematische Figur. Alle anderen gehen ihr, der gierigen Spinne Giovanni, ins Netz, werden Handlanger seiner Obsessionen. So tötet er am Beginn auch nicht selbst den Komtur, sondern führt die Hand von dessen Tochter Donna Anna, die zufällig ein Messer hat, zum ruchlos-brutalen Vatermord. Dennoch wird ihn die Marmorstatue als "Steinerner Gast" am Ende selbst der Hölle überantworten. Aber Don Giovanni fährt gar nicht dorthin, sondern aufersteht während des Schlusssextetts von den Toten und sucht gleich, alle anderen geisterhaft galant verabschiedend, ein neues Mädchen: der Verführer als ewiger, unersättlicher Lüstling, als Prinzip der (Sex-)Gier, als infernalischer (Böse-)Wicht, dem selbst die rotglühenden Höllenteufel nichts anhaben können.

Das wird im ersten Akt mit einigem Furor erzählt, erlahmt aber in der Dringlichkeit im zweiten, wo vieles nur noch routiniert gestellt wirkt. Tiefer dringen Bechtolfs Regien ohnehin nie, das Metaphysische streift dieser "Don Giovanni" nicht einmal. So bleibt nicht mehr als eine ordentlich erzählte Story.Nicht viel mehr als klobige LautstärkeDas liegt aber vielleicht auch an Christoph Eschenbach, der sich nach "Cosi fan tutte" 2013 wieder an Mozart versucht, aber am Pult der allenfalls routiniert bis hemdsärmelig spielenden Wiener Philharmoniker wieder nicht viel mehr als klobige Lautstärke und belanglose Klangereignisse zusammenbringt. Dabei liegt ihm grundsätzlich die Dramatik bei "Don Giovanni" besser als das filigrane Räderwerk in "Cosi fan tutte". Aber: So ideenlos dürfte man bei den Salzburger Festspielen Mozart nicht spielen, so unter Wert sollte sich das Wiener Nobelorchester, wenn es auf sich hält, in Salzburg auch nicht verkaufen. Vielleicht hilft ja doch der Dirigentenaustausch, den Sven-Eric Bechtolf für die nächsten beiden Jahre vorgenommen hat?Sängerbesetzung beileibe nicht idealDie Sängerbesetzung ist auch deutlich von idealem Festspielmaß entfernt. Noch nicht mehr als ein Versprechen: Lenneke Ruiten als Donna Anna, der aber wenigstens in ihrem großen Schlussrondo mit kultiviertem Einsatz vor allem der Höhen nach drei Stunden Spieldauer so etwas wie ein paar Mozartsche Herztöne gelingen. Eine Enttäuschung: Anett Fritsch als Donna Elvira. Etwas schwer und nicht intonationssicher: Valentina Nafornita als Zerlina. Intelligent und spielfreudig: Luca Pisaroni als Leporello. Sauber, deutlich und präsent: der Komtur von Tomasz Konieczny und der Massetto von Alessio Arduini. Und wer sich an sein nasales Timbre gewöhnt, wird mit Andrew Staples in der Rolle des Don Ottavio seine Freude haben. Das von Intendant Alexander Pereira für diese Da-Ponte-Opern erhoffte junge Salzburger Mozartensemble: Es ist leider auch hier nicht zu hören.

KULTUR-NEWSLETTER

Jetzt anmelden und wöchentlich die wichtigsten Kulturmeldungen kompakt per E-Mail erhalten.

*) Eine Abbestellung ist jederzeit möglich, weitere Informationen dazu finden Sie hier.

KOMMENTARE (0)