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"La Cenerentola": Prinzessin aus dem Italo-Buffet

Cecilia Bartoli und ihr Wunderteam machen "La Cenerentola" zur köstlichen Witzkiste.

"La Cenerentola": Prinzessin aus dem Italo-Buffet
"La Cenerentola": Prinzessin aus dem Italo-Buffet

Selten so gelacht, zumindest in den vergangenen Wochen in Salzburg. Wenn es so etwas wie Humor in der Musik gibt, dann bei Gioachino Rossini. Und wenn man dazu auch noch Sänger hat, welche ein echtes Rossini-Ensemble bilden mit Koloraturartistik und spielerischer Komödiantik, dann darf man sich auf hohem Niveau unterhalten fühlen. Gegen Ende der Salzburger Festspiele ist wieder "La Cenerentola" im Haus für Mozart zu genießen mit der Intendantin der Pfingstfestspiele, Cecilia Bartoli, in der Titelrolle. Intelligenter Witz mit genauer BeobachtungRegisseur Damiano Michieletto aus der Enkelgeneration eines Federico Fellini oder Vittorio de Sica hat mit den präzise gecasteten, echten "Typen" ein italienisches Lustspiel auf die Bühne gestellt, das intelligenten Witz mit genauer Beobachtung der Partitur verbindet. Und auch im Orchestergraben, wo Jean-Christophe Spinosi mit seinem Originalklangensemble Matheus das Geschehen vorantreibt, herrscht bis ins kleinste Rezitativ Freude an Überraschungen für Feinspitze.

Und alles fügt sich zum schnurrenden Räderwerk, sogar die Ausstattung und die Bühne sorgen für heiteres Staunen. Michieletto verlegt das Märchen um das von Stiefvater und Stiefschwestern geknechtete und missachtete Aschenputtel, das zuletzt in höchste gesellschaftliche Kreise aufsteigt, irgendwo ins Gestern, zumindest deutet es der furchtbare Geschmack mancher Kostüme (Agostino Cavalca) an. Der Stiefschwester Tisbes pinkfarbener Ganzkörperflausch könnte allerdings auch eine vorgestrige Spende von Cindy aus Marzahn sein. Denn die Bühne verwandelt sich zwischendurch in den hochaktuellen Chic internationaler In-Bars. Die Heimat von Angelina ist dagegen ein Prototyp von Italo-Bar, wo der Hausherr Don Magnifico seiner Faulheit freien Lauf lässt, die sehr unterschiedlichen Schwestern Clorinda und Tisbe gern die Kassa plündern und Angelina (Cenerentola) Putzfrau und "Prügelknabe" ist. Ab Beginn ist Alidoro dabei und zieht zaubernd die Fäden. Hier ist der Hofphilosoph des Prinzen eine Kreuzung aus Puck, Fee und Amor, der leuchtende Liebespfeile verschießt. Er hatte auch den Plan, dass sich Don Ramiro auf Brautschau als sein eigener Diener ausgibt, während dieser, Dandini, die Prinzenrolle genießt.Herzhaft schräge VögelDa kommen herzhaft schräge Vögel zusammen in diesem Lokal. Und als sich die Brautschau des Prinzen herumspricht, kommt Hektik auf. Mittendrin träumt Cenerentola und singt ihr schlichtes Liedchen "Una volta c'era un Re". Da hat Alidoro längst ihr gutes Herz entdeckt, die perfekte Frau für seinen Prinzen. Als dieser auch noch "inkognito" sich in Angelina verliebt, könnte alles so leicht sein, wäre nicht längst rund um die Person des Dandini-"Prinzen" Gerangel und Chaos ausgebrochen. Denn man ist nun in der Nobelbar, wo die Komödie weitergeht. Bühnenbildner Paolo Fantini hat wieder gebastelt, wie von Zauberhand wird "umgebaut", allein der Szenenwechsel macht staunen. Zuletzt knallt noch des Prinzen Mercedes durch die Buffettür und alles klärt sich auf. Köstlich.

Und erst die spielfreudige, stimmstarke Besetzung! Cecilia Bartoli ist Koloraturkönigin wie immer, Javier Camarena ist ein Naturereignis und schießt seine Spitzentöne unbekümmert hinaus, Enzo Capuano ist zwar als Stiefvater eine Katastrophe, hat aber einen gewissen Gaunercharme. Lynette Tapia (Clorinda) und Hilary Summers (Tisbe) zicken anschaulich, Nicola Alaimo ist ebenfalls ein Komödiant von Statur und stimmlich gelenkig, Ugo Guagliardo fügt sich als Alidoro gut ein und auch der Staatsopernchor liefert Maßarbeit. Höhepunkte wie das galoppierende erste Finale kriegt man nicht mehr aus dem Ohr. Und Rossini verlangt oft Hochgeschwindigkeit. Plapperlando quasi.

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