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Baden-Württemberg Premiere

Barocker „Seifenopern-Stoff“ unterhält

Ana Durlovski in ihrer Rolle als Berenike in dem Stück „Berenike, Königin von Armenien“ Ana Durlovski in ihrer Rolle als Berenike in dem Stück „Berenike, Königin von Armenien“
Ana Durlovski in ihrer Rolle als Berenike in dem Stück „Berenike, Königin von Armenien“
Quelle: dpa
Große Begeisterung bei einer Neuinszenierung von „Berenike“ von Niccolò Jommelli an der Oper. Das Bühnenbild und Jogginghosen erzürnen zwar einige Opernfans – Sänger und Musiker werden aber gefeiert.

Zerstörte Häuser im Hintergrund und sich in Trainingsanzügen betrinkende Sänger konnten eine Wiederauferstehung nicht verhindern: Am Sonntagabend feierte die bisher nur zweimal gespielte Barockoper „Berenike, Königin von Armenien“ an der Stuttgarter Oper trotz Buhrufen eine umjubelte Premiere.

Das Musiktheater in italienischer Sprache des Komponisten Niccolò Jommelli (1714–1774) war 1766 in Ludwigsburg uraufgeführt worden. Danach geriet es in Vergessenheit. Jommelli war 13 Jahre im Herzogtum Württemberg als Hofkapellmeister tätig – zu seinem 300. Geburtstag wurde die Oper wieder ausgegraben.

In der sehenswerten Neuinszenierung von Jossi Wieler und Sergio Morabito wurde der vor 250 Jahren sehr populäre „Seifenopern-Stoff“ um den römischen Kaiser Lucio Vero (130–169) durch Anspielungen auf moderne Kriege transformiert.

Protagonisten tauchen auch kurz im Publikum auf

Dies gefiel nicht jedem Zuschauer, weshalb es für die Regisseure nach drei Stunden neben großem Beifall auch Buhrufe gab. Von eher konservativen Bildungsbürgern wurde ihnen vor allem das kunstvoll-historische und trotzdem aktuelle Bühnenbild von Anna Viebrock mit vom Krieg beschädigten Häusern angekreidet.

Die Bühne war bewusst über eine Marmortreppe mit den erhöht sitzenden Musikern verbunden, um die Rolle der Musik zu betonen. Auch die zeitweise in Jogginghosen und Sportschuhen gekleideten Protagonisten gefielen nicht jedem, zumal diese kurz auch mitten im Publikum auftraten.

Dafür wurden der Tenor Sebastian Kohlhepp (Lucio Vero), die weiteren Sänger und das Orchester unter der Leitung von Gabriele Ferro wegen der musikalischen Leistung stark gefeiert. In der Handlung führt Lucio Vero wenige Jahre vor seinem Tod als Mitregent von Kaiser Marc Aurel eine Strafexpedition gegen die Parther, ein ursprünglich iranischer Stamm, durch.

Kaisertochter Lucilla erweitert die Dreiecksgeschichte

Dabei verliebt sich der Feldherr in die armenische Königin Berenike (Ana Durlovski). Diese ist jedoch die Braut seines fälschlicherweise totgeglaubten und durch den Krieg verstümmelten Gegners Vologeso (Sophie Marilley).

Die Dreiecksgeschichte wird schließlich noch durch die Kaisertochter Lucilla (Helene Schneiderman) erweitert, die aus Rom nach Kleinasien gereist ist. Denn diese ist mit Lucio Vero verlobt. Sie fordert ihn auch mit militärischer Gewalt auf, in die Hauptstadt zurückzukehren und sie offiziell zu heiraten.

Nach zahlreichen hörenswerten und emotionalen Arien können Berenike und Vologeso ein Paar werden. Genauso Lucilla und Lucio Vero, der mittlerweile durch die Liebe verrückt geworden ist.

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