Bayreuth: „Tristan und Isolde“ :
Diese Leidenschaft braucht keinen Liebestrank

Von Eleonore Büning
Lesezeit: 5 Min.
Himmelhöchstes Weltentrücken: Evelyn Herlitzius als Isolde und Stephen Gould als Tristan im zweiten Aufzug
Vollendet locker und dabei präzise bringt Christian Thielemann „Tristan und Isolde“ zur Eröffnung der Bayreuther Festspiele zum Klingen. Die Inszenierung von Katharina Wagner dagegen wirkt so zeit- wie zahnlos.

Rastlos, nervös, auf feurigen Sohlen: So eilen Fagott und Bassklarinette durch den nächtlichen Garten. Gleich rennen die Celli hinterdrein, auch die Oboe drängt, sie sprüht pure Sehnsucht, die Flöte, das Liebesmotiv dazwischenblasend, kann die Ungeduld der Orchesterkollegen weder bremsen noch beruhigen, im Gegenteil: Sie beschleunigt nur die kollektive agogische Raserei. Diese herzklopfende Dynamik! Dieses schattenhafte Hin und Her! Jedes einzelne Instrument im Abgrund des Bayreuther Orchestergrabens ist zu Beginn dieses zweiten Aufzugs höchst alarmiert, sie alle sind betroffen. Sie warten gemeinsam mit Isolde auf Tristan. Und warten, und warten, in stiller Raserei.

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