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Nachtkritik zu "Die Liebe der Danae": Alles ist Gold, was glänzt

Opulent ausgestattet, famos gesungen und musiziert: "Die Liebe der Danae" von Richard Strauss bringt den Salzburger Festspielen Glanz.

Nachtkritik zu "Die Liebe der Danae": Alles ist Gold, was glänzt
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Schon lange nicht hat man auf den Festspielbühnen Salzburgs derartigen Prunk gesehen. Zwar ist der Rahmen ein nüchtern gekachelter Raum mit einer Stufenpyramide im Zentrum und einem Schaufenster zu einer bespielbaren Galerie, aber dort tummeln sich schon bald goldene Mädchen. Den Raum bevölkern Gläubiger des bankrotten Königs Pollux, der aber doch noch im relativen Luxus zu leben scheint. Die Kostüme derer, die ihr Geld verlangen, des Chors also, sind von folklorebunter Pracht und Herrlichkeit, und die Turbane: Was für Ungetüme! Die Kleider sowieso: eine Augenweide.

Es geht ja schließlich auch um den Eseltreiber Midas, der als Brautwerber für seinen Herrn, Gottvater Jupiter, vorgeschickt wird, die Liebe der Danae zu erringen. Alles, was er anfasst, wird zu Gold. Das aber stellt sich als kaltes Metall heraus, mit dem man kein Herz eines Menschen erobern kann. Also muss auch Jupiter einsehen, dass sich die Tochter des Pollux letztlich nicht für das ferne Göttliche, sondern für das Menschliche im Hier und Jetzt entscheidet. Er verzichtet, und das ist, im dritten Akt dieses Spätwerks des gut 80-jährigen Strauss, ein Weltabschied, der wahrlich zu Herzen geht.

In Salzburg singt ihn zu später Stunde Thomas Konieczny mit heldischer und doch weicher, fast schwebender, ruhig ohne Druck geführter Stimme, während sich Krassimira Stoyanova mit engelsgleichem Sopran ihrem Hausfrauendasein am Teppichwebstuhl hingibt. Was da an endloser Melodie und Süße sich verströmt, zart und seidig von den phänomenalen Wiener Philharmonikern unterlegt, begleitet, gestützt, ist ein Strauss-Wunder erster Klasse. Franz Welser-Möst ist am Pult der entspannt souveräne, die Partitur aber genau aushorchende spiritus rector dieser vokal und instrumental sagenhaft gelungenen Premiere.

Alvis Hermanis, vor vielen Jahren einmal mit seinem pingeligen Realismus des (sowjet-)sozialistischen Lebens (inklusive lebender Hühner) für Gogols "Revisor" Sieger des Young Directors Wettbewerbs der Salzburger Festspiele, hat es offenbar aufgegeben, Regie zu führen und sich stattdessen aufs Ausstattungstheater verlegt. Also wird alles, was er anfasst, Dekor, inklusive einem riesigen weißen Pappelefanten und einem lebenden Esel. Schön anzuschauen ist dieses überreiche Schautheater, von dem man freilich bald einmal übersättigt ist. Ein "arabisches Märchen" sollte es nach dem Willen des Regisseurs sein, und das bedient er bis hin zur Peinlichkeit. In der häuslichen Stube erscheinen Mädchen im blütenweißen Ganzkörperhabit mit klitzekleinen Sehschlitzen ("Burka" mag man dazu gar nicht sagen) und schauen doch nur aus wie Schlossgespenster bei einem Kindergeburtstag.

Halten wir uns also an die vielen wunderbar austarierten Feinheiten der Musik und ihrer Realisation, erfreuen uns an einem erstklassigen Ensemble mit - abgesehen von den Genannten - Gerhard Siegel als Midas, Norbert Ernst als Merkur, Wolfgang Ablinger-Sperrhacke als Pollux und weit mehr als nur verlässlichen vier Königinnen und vier Königen. Der Staatsopernchor trägt unter den Turbanen hervorragende Stimmen in den Kehlen. Für diese Leistungen gibt es großen Beifall, Franz Welser-Möst und das Orchester werden gefeiert.

Dass das Werk, eine "heitere Mythologie" genannt, in finstersten Zeiten entstanden ist, 1944 in Salzburg nur zur Generalprobe gebracht und hier gleichsam bruchlos 1952 tatsächlich uraufgeführt wurde, soll als Faktum in Erinnerung gerufen sein. Aber "Die Liebe der Danae" ist kein Zeitstück. Es ist ein Werk der Weltflucht, des Abschieds von einer endgültig verloren gegangenen Epoche. Melancholie und Trauer werden noch einmal aufgehoben in Schönheit. Strauss meinte selbst, der 3. Akt gehöre zum Besten, was er je geschrieben habe. Der furios vielschichtige Klang der Salzburger Neuinszenierung beweist: Er hatte wohl Recht.

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