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Die Zauberflöte

Oper in zwei Aufzügen
Libretto von Emanuel Schikaneder
Musik von Wolfgang Amadeus Mozart


in deutscher Sprache mit Übertiteln

Aufführungsdauer: ca. 3h (eine Pause)

Premiere im Opernhaus Dortmund am 26. November 2016




Theater Dortmund
(Homepage)

Ein Kessel Buntes

Von Stefan Schmöe / Fotos von Björn Hickmann / Stages Pictures GmbH

Die Zauberflöte ein Machwerk? Aber nein. Das Programmheft zu dieser Produktion führt an prominenter Stelle Hegel als Kronzeugen für die Qualitäten von Schikaneders Libretto an, dann auch Goethe, und schließlich niemand Geringeres als das Publikum, das die Oper zur meistgespielten überhaupt macht. Nur ausgerechnet Regisseur Stefan Huber scheint nicht ganz überzeugt. Weisheit exklusiv für eine Männerkaste, die Frauen verachtet und Sklaven hält, das scheint ihm (auch das ist im Programmheft nachzulesen) doch ein wenig fragwürdig. Also doch Spuren von Machwerk? Sarastros Priester als etwas durchgeknallten, sektenähnliche Gesellschaft - das war in der Rezeptionsgeschichte der Zauberflöte mal ziemlich populär, ist aber hinreichend oft durchgespielt worden. Da ist Hubers Regie, die im Übrigen diese Herrenriege mehr schrullig als gefährlich zeichnet, schon bei der Premiere etwas in die Jahre gekommen.

Szenenfoto

Tamino und die drei Damen

"Außer den beiden Menschen Tamino und Pamina begegnen wir hier vor allem Fabelwesen, Feen, Geistern und Dämonen." Ach ja? Laut Libretto handelt es sich um Priester und Sklaven, eine Königin samt drei Dienerinnen, einen recht menschlichen Vogelfänger und drei Knaben. Gut, Märchenfiguren sind auch das (aber auch Prinz Tamino und Königinnentochter Pamina). Auf der Suche nach zeitgemäßen Märchenwelten haben Huber und Ausstatter Jose Luna das Walt-Disney-Imperium durchforstet und zitieren sich munter durch diverse Filme und Comics. Das ist gelegentlich hübsch und witzig (etwa bei den drei Damen der Königin oder der Königin der Nacht selbst), öfter ziemlich misslungen (so bei den drei Knaben, die als Schweinchen-Verschnitt herhalten müssen, oder Papageno). So sieht es zwar quietschbunt und dadurch ein bisschen modern aus auf der Bühne, ist aber im Grunde erzkonservativ und mit wenig Überraschungen nacherzählt. Die Dialoge sind gestrafft und teilweise etwas abgeändert, wohl des Erzählflusses wegen.

Szenenfoto

Tamino mit Zauberflöte und wilden Tieren

Nicht zuletzt der nicht unbedingt besonders originellen, aber sorgfältigen Personenregie wegen läuft der Abend einigermaßen kurzweilig ab. Die Figuren allerdings verschwinden hinter ihren aufwendigen Kostümen - oft wirkt diese Zauberflöte leblos mechanisch. Es bleibt letztendlich eine bunte Revue. Manchmal erinnert das an Barrie Koskys und Susanne Andrades (originellere) Inszenierung an der Komischen Oper Berlin (von der Düsseldorfer Rheinoper übernommen - unsere Rezension), die sich in der Stummfilm-Slapstick-Ästhetik bewegt. Aber wirklich etwas zu sagen zur Zauberflöte hat Huber nicht. (Weiten Teilen des Premierenpublikums hat's trotzdem gefallen.)

Szenenfoto

Pamina vor dem Brandenburger Tor und anderen bekannten Bauwerken

GMD Gabriel Feltz ist mit den guten Dortmunder Philharmonikern um eine flotte und flüssige musikalische Lesart bemüht und wählt zügige, oft aber auch hektische Tempi, mitunter zu schnell für die Sänger. Dadurch bekommt die Musik etwas Ruheloses, auch wenn Feltz mit entschlacktem Klang und genauer Feinzeichnung viele schöne Details dirigiert. Sängerisch kann die Oper Dortmund ein Ensemble ohne Ausfälle aufbieten, angefangen beim zuverlässigen Chor (Einstudierung: Manuel Pujol).

Szenenfoto

Papageno und Papagena

Joshua Whitener ist ein zunehmend sicherer Tamino in Pfadfinderkluft mit beweglichem, leicht metallischem Tenor. Asley Thouret besticht als stimmlich mehr frauliche als lyrisch mädchenhafte Pamina mit beeindruckend sicheren, substanzvollen Pianissimo-Tönen; vom Charakter her ist sie der Partie entwachsen, da schwingt mehr als nur eine Spur Traviata mit. Karl-Heinz Lehner als Sarastro mit Showmaster-Attitüde singt mit sonorem, ein wenig altmodisch anmutendem Bass, folgt aber aufmerksam den flüssigen Tempi des Dirigenten (fast) ohne zu schleppen (wozu die meisten Kollegen neigen).Marie-Pierre Roy ist eine Königin mit wenig dramatischem Aplomb und einer ungenauen ersten Arie, aber in der populäreren zweiten "Der Hölle Rachen kocht in meinem Herzen" singt sie Koloraturen wie Spitzentöne glasklar aus. Morgan Moody ist ausgezeichneter, stimmlich schlanker Papageno, der seinem unsäglichen Kostüm noch einigen Spielwitz abtrotzt, Hannes Brock geht es mit Mickey-Mouse-Maske nicht besser, aber gesungen ist das sehr ordentlich. Mit selbstbewusstem, klaren Klang präsentieren sich die drei Knaben (Joshua Krahnefeld, Vincent Schwierts, Nick Esser, alle drei Solisten des Knabenchores der Chorakademie Dortmund).

FAZIT

Diese bunte Zauberflöte gibt sich, wäre sie nicht doch lang, beinahe kindergeburtstagstauglich, bleibt aber szenisch an der Oberfläche - das muss nicht jedem gefallen. Musikalisch ist die Produktion mit ein paar Abstrichen hörenswert.




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Produktionsteam

Musikalische Leitung
Gabriel Feltz

Inszenierung
Stefan Huber

Ausstattung
José Luna

Licht
Florian Franzen

Choreinstudierung
Manuel Pujol

Dramaturgie
Wiebke Hetmanek


Statisterie des Theater Dortmund

Opernchor des Theater Dortmund

Die Dortmunder Philharmoniker


Solisten

* Besetzung der Premiere

Sarastro
* Karl-Heinz Lehner /
Luke Stoker

Tamino
Joshua Whitener

Sprecher
* Luke Stoker /
Hans Werner Bramer

Königin der Nacht
Marie-Pierre Roy

Pamina
* Ashley Thouret /

Erste Dame
* Emily Newton /
Inga-Britt Andersson

Zweite Dame
Ileana Mateescu

Dritte Dame
Almerija Delic

Papageno
Gerardo Garciacano /
* ,Morgan Moody

Papagena
* Tamara Weimerich /
Maike Raschke

Monostatos
* Hannes Brock /
Fritz Steinbacher

Erster Geharnischter
Blazej Grek/
* Fritz Steinbacher

Zweiter Geharnischter
Thomas Günzler

Erster Priester
Thomas Günzler

Zweiter Priester
Blazej Grek

Drei Knaben
Joshua Krahnefeld
Vincent Schwierts
Nick Esser


Weitere
Informationen

erhalten Sie vom
Theater Dortmund
(Homepage)



Da capo al Fine

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