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"Die Zirkusprinzessin" in der Volksoper - Gelungene Premiere

Operette meets Zirkus - das klingt nach Trommelwirbel mit Zuckerguss, nach Artisterie im Walzertakt und nach der ganz großen Geste. Ist auch so. Am Freitagabend feierte "Die Zirkusprinzessin" von Emmerich Kalman nach drei Jahrzehnten wieder Premiere an der Volksoper. Ein üppiger Operettenabend, der akustisch und szenisch mit vollem Karacho durch eine mäßig packende Geschichte peitscht.

"Die Zirkusprinzessin" in der Volksoper - Gelungene Premiere
"Die Zirkusprinzessin" in der Volksoper - Gelungene Premiere

Die intriganten und arroganten Liebesmanöver des russischen Adels, bei denen die eitle, verwitwete Fürstin Fedora (Astrid Kessler) aus Rache vom verschmähten Durchlaucht Sergius (Kurt Schreibmayer) ausgetrickst und mit dem Zirkusartisten Mister X (Carsten Süss) verkuppelt wird, sind wenig geeignet, Publikumsherzen zu gewinnen. Das fahrige Libretto von Julius Brammer und Alfred Grünwald dürfte auch der Grund sein, weshalb die "Zirkusprinessin" nicht mit der Beliebtheit von Kalman-Schlagern wie "Gräfin Mariza" mithalten kann.

Musikalisch bietet das 1926 uraufgeführte Stück eigentlich alles, was ein flotter Schmachtfetzen zwischen Ballade, Swing und Wienerlied braucht, auch wenn Kalmans Instrumentierung stets den plumpen Pomp der ziselierten Melodieführung vorzieht. Der Dirigent müsste da mit viel Gespür für die akustischen Bedingungen und die heutige, darstellerisch orientierte Aufführungspraxis gegensteuern. Alfred Eschwe tut das Gegenteil und dirigiert das erstklassig disponierte Volksopernorchester vom ersten Takt an im jahrmarktschreierischen Dauerforte.

Von den Sängern bleibt da akustisch wenig übrig. Der Sound kommt aus dem Graben, die Bilder von der Bühne - beides reichlich. Thomas Enzinger, künftiger Intendant der Bad Ischler Lehar-Festspiele, hat mit einigen intelligenten Handgriffen getan, was man erwarten durfte: Er ist dem Trend zum Revival der Weltflucht-Operette - nicht unreflektiert, aber auch nicht doppelbödig - als buntes Spektakel gefolgt, das Artisten aus luftigen Höhen, herzige Clownerie und eklektisches Varieté auf einer üppigen Tafel kredenzt.

Für die entsprechende Würze sorgen die Wienerischen Buffo-Figuren vom Pärchen Toni Schlumberger (tolles Hausdebüt: Otto Jaus) und Miss Mabel (Juliette Khalil) bis zum Hausherrn Robert Meyer, der als Oberkellner Pelikan trittsicher in die Hans Moser'schen Fußstapfen der Uraufführung zu steigen weiß. Eine komödiantische Wohltat gegen die darstellerische wie sängerische Blässe der Hauptfiguren. Würdiger Premierenapplaus für einen Abend, der im Besten wie im Schlechtesten alle gängigen Volksopern-Klischees vor den Vorhang holt.

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