Dortmund. Die Dortmunder Oper zeigt die „Die Blume von Hawaii“. Das Wiedersehen mit Abrahams jazziger Operette ist für das Publikum das reine Vergnügen.

Diese Operette mag alt sein, entstanden bereits 1931, aber sie wirkt trotz aller Kuriosität noch immer erfreulich frisch. Vielleicht liegt es an dem jazzigen Swing, der die meisten Songs in Paul Abrahams „Die Blume von Hawaii“ so schwerelos modern und unvergesslich erscheinen lässt.

Ernste Facetten gehen nicht verloren

Vielleicht aber liegt es auch an den politischen und sozialen Komponenten, die der Komponist zwischen Liebespein und deftigem Humor einstreut. Da sind die US-Amerikaner, die mit einer kleinen kriegerischen Drohgebärde mal eben die komplette Inselgruppe Hawaii annektieren.

Und da ist dieser farbige Entertainer Jim Boy („Bin nur ein Johnny“), der als Figur die Situation der Farbigen spiegelt. An der Dortmunder Oper sorgt Regisseur Thomas Enzinger in seiner stimmigen Inszenierung dafür, dass bei allem Trallala ernste Facetten nicht verloren gehen.

Das düstere Schicksal des Juden Abraham

Als klug erweist sich, dass Enzinger den Urheber all der Irrungen und Wirrungen zwischen Hawaii und Monte Carlo in die Aufführung integriert. Paul Abraham (Mark Weigel) erscheint als erster auf der Bühne, um sein berauschendes Werk, voll mit unsterblich gewordenen Liedern, noch einmal aus der Taufe zu heben.

In schwarzem Frack gibt der gebürtige Ungar sich als der große Puppenspieler, der seine Figuren ganz nach Bedarf einzusetzen weiß. Und je länger der Abend fortschreitet, umso mehr erfährt man vom düsteren Schicksal des Juden Abraham, von seiner Flucht vor den Nazis, von seinen Jahren in einer amerikanischen Heilanstalt und seiner späten Rückkehr nach Deutschland.

Rückkehr aus Paris

Enzinger verwebt all das mit ei­ner Operette, die schon viel von einem Musical hat. Es geht um die hawaiianische Prinzessin Laya (ganz ohne Exotik: Emily Newton), die aus Paris zurückkehrt, um sich in geheimer Zeremonie zur Königin krönen zu lassen und ihren Verlobten zu treffen, der ihr bereits als Kind angetragen wurde.

Nur hat dieser Prinz Lilo-Taro (Marc Horus), hier ein hemmungsloser Narziss, einen schweren Stand, denn auch ein blasser amerikanischer Kapitän (Fritz Steinbacher) hat sein Herz an die Dame verloren.

Üppig ausgestattete Inszenierung

Doch was soll’s, das wirklich Spritzige findet man ohnehin immer bei den Buffo-Paaren. Hier schlägt das Herz der üppig ausgestatteten Inszenierung, wird jede Menge Slapstick geboten, fegt der Rhythmus bis weit ins Parkett und – „Wir singen zur Jazzband“ – perlen die Songs nur so von der Bühne. Karen Müller als männersuchende Bessie erweist sich als Knallbonbon des Abends, wie sie singend zugleich furios tanzen kann.

Gaines Hall als Jim Boy steppt mit dem Tanzensemble alles in Grund und Boden. Und Jens Janke als John Buffy, täppischer Sekretär des amerikanischen Botschafters, weiß Komik zu setzen, ohne lächerlich zu wirken.

Choreografie sitzt punktgenau

Neben den durchweg überzeugenden Stimmen des Ensembles kann man sich an diesem Abend noch an vielem anderen laben. An der punktgenauen Choreografie etwa, einstudiert von Ramesh Nair. Oder an den Klängen der Dortmunder Philharmoniker unter Leitung von Phillip Armbruster, die den Sound der 30er-Jahre trefflich widerspiegeln, Hawaiigitarre inklusive.

Nur wie die ganze Mischpoke am Ende aus der Südsee nach Monte Carlo verpflanzt wird, das werden wir nie so ganz verstehen.

>>Termine und Kartenverkauf

Die Operetten Paul Abrahams erleben in Deutschland eine Renaissance – Folge von „Ball im Savoy“ an der Komischen Oper Berlin. In Dortmund kam 2014 die Fußball-Operette „Roxy und ihr Wunderteam“ heraus.

Termine: 27. Januar; 5., 8., 11., 18., 24. Februar. Karten: 0231 / 50 27 222.