„La Cenerentola“ in Oslo : Eben noch hat er sie verprügeln wollen, schon zwinkert er ihr wieder zu
Es stimmt nicht, was Macheath singt: dass man die im Dunkeln nicht sieht. Putzfrauen, zum Beispiel, stehen nicht gerade im Licht, aber sie sind doch sprichwörtlich geworden und ein Synonym für das so ziemlich Allerletzte. Neulich rutschte das dem Intendanten der Elbphilharmonie, Christoph Lieben-Seutter, heraus, als er die spektakuläre Strahlkraft seines Hauses besingen wollte: Er könne, sagte er, ebenso gut auch ein kammblasendes Putzfrauenorchester aufs Programm setzen, der Saal würde trotzdem voll. Anders der Intendant des Opernhauses in Lyon, Serge Dorny. Auch sein Haus ist leuchtendes Vorbild, es erzielt außergewöhnlich hohe Auslastungen, doch nicht um den Preis, das Publikum zu unterfordern. Derzeit steht in Lyon eine ambitionierte Inszenierung auf der Agenda, die eine Putzkraft zeigt, die sich in ein Nationalheiligtum verwandelt. An der Norske Opera in Oslo, die unter Intendant Per Boye Hansen eine Auslastung von sechsundneunzig Prozent erzielt, nicht trotz, sondern wegen des ambitionierten Spielplans, ist Unterforderung ebenfalls ein Fremdwort. Hier kam zeitgleich, in Koproduktion mit Lyon, ein klassisches, phantastisches Putzfrauenstück heraus.