Elisabeth Schwarz (als Walter) und Kari Postma (als Wally).


Foto: Volksoper/Barbara Pálffy

Wien – Würde das Herz problemlos und schnell zum Herzen finden, gäbe es keine Opern. Auch Alfredo Catalanis La Wally existierte wohl nicht, hätten Wally und ihr Hagenbach nicht erst nach tragischer Ereignisverkettung einen dann auch nur flüchtigen Moment der Vereinigung. Er geschieht am Schluss, bevor beide – in der respektablen Inszenierung von Aron Stiehl – quasi zur Eisskulptur verschmelzen. An sich mangelt es der freiheitsliebenden Dame (am Ende erlebt sie wohl hoch oben in den Bergen alles im Delirium) nicht an Zweierbeziehungen: Der Vater (Kurt Rydl als polternder Stromminger), mit dem sie streitet, will sie mit Gellner verheiraten. Den Bräutigam mag Wally aber nur aus Rache an Hagenbach nehmen. Es sind eben angespannte Zweierbezeihungen. Nur jene zu Walter (passabel Elisabeth Schwarz) wirkt intakt.

lm Lichte szenischer Intensität ist an der Volksoper vor allem das kaputte Verhältnis zum von Wally besessenen Gellner packend. Wie der fabelhaft singende Bernd Valentin (als Gellner) in trunkener Verzweiflung um sie herum torkelt, sie schließlich herrisch bedrängt, ist theatralisch produktiv. Vincent Schirrmacher (durchdringend, aber etwas eindimensional klingend als Hagenbach) bleibt hingegen (nicht nur im Umgang mit Wally) eher im harmlosen Bereich. Das Ambiente (Bühne: Frank Philipp Schlößmann) ist jedenfalls frei von Folklore, verbreitet abstrakte Klarheit. Es besteht aus weißen, schwarz gestrichelten Obelisken und Plattenskulpturen, die Schneebedecktes andeuten. Zwischen all dem wird der Chor konventionell eingesetzt, und schade, dass die Abstraktion nicht auch auf das Figurenäußere übergriff.

Das Orchester unter Marc Piollet wirkte glänzend disponiert. An exponierten Stellen dröhnt es, wie es an der Volksoper aus akustischen Gründen offenbar nicht anders möglich ist. Unzweifelhaft aber herrscht an sich ein präzis-schlanker Zugang, der Ausgewogenheit mit klanglicher Noblesse verbindet. Nicht zu vergessen Daniel Ohlenschläger, der als Infanterist von der Regie auch als Schicksalslenker eingesetzt wurde. Applaus für alle und damit auch wohl für diese Idee. Wie auch natürlich und zurecht für Kari Postma als profund singende Wally. (Ljubisa Tosic, 27.3.2017)