„Wozzeck“-Premiere in Salzburg :
Von berstenden Bäumen und Menschen

Von Jürgen Kesting, Salzburg
Lesezeit: 5 Min.
Misshandelt: Matthias Goerne (Wozzeck, Mitte) zwischen Gerhard Siegel (Hauptmann) und Jens Larsen (Doktor, rechts)
Alban Bergs Oper „Wozzeck“ wird nur durch die bis ins Detail gekonnte Inszenierung zum Ereignis. Die Sänger sind dabei der Schlüssel. Gelingt William Kentridge in Salzburg ein Wurf?

Die „Menschlichkeit“ von Alban Bergs Oper „Wozzeck“ sei der Grund dafür, dass die „erste Oper des realen Humanismus“ – so Theodor W. Adorno – den Menschen fern und fremd bleibe. Überwinden kann diese Fremdheit nur eine musikalisch wie szenisch sinnfällige Aufführung. Es ist nicht damit getan, das beschädigte Leben des Wozzeck und der Marie in einer Kaputte-Welt-Szenerie spielen zu lassen. Und es ist unabdingbar, mit Bergs Worten, „zu gutem Theater schöne Musik zu machen, oder – besser gesagt: so schöne Musik zu machen, dass trotzdem gutes Theater daraus wird.“ Nicht weniger ist dem Dirigenten Vladimir Jurowski am Pult der Wiener Philharmoniker und dem Regisseur William Kentridge jetzt in Salzburg gelungen, insbesondere deshalb, weil die szenische Visualisierung gleichsam zu einer Interlinearversion der Musik wurde. Ebenso bedeutsam, dass Matthias Goerne in der Titelpartie ein Wort Richard Wagners zur Tat machte: Dass alles Komponistenschaffen nur Wollen und die Darstellung das Können sei – die Kunst.

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