Plácido Domingo in Salzburg : Was das liebende Ohr erreicht
Wenn eine Oper bei einem Festival nur konzertant aufgeführt wird, mag dies vom Misstrauen in ihre theatralischen und vom Vertrauen in ihre musikalischen Qualitäten zeugen und zudem davon, dass Sänger-Oper vom Publikum nicht als Todsünde angesehen wird. Wenn dies in Salzburg mit der Aufführung von Giuseppe Verdis erstem Dogen-Drama ,,I due Foscari“ geschieht, des Komponisten sechster Oper, so müssen berühmte Sänger aufgeboten sein. Der Weltruhmesglanz kam nach etwa einunddreißig Minuten in Gestalt von Plácido Domingo in der Bariton-Partie des Dogen Francesco Foscari auf die Bühne. Und wenn es eine Frage gab, welche die Melomanen quälte, so die, ob er denn wenigstens einen Teil der Qualitäten gerettet habe, denen er seinen Ruhm verdankt wie in der Tenor-Partie des „Don Carlo“, womit er vor 42 Jahren in Salzburg debütiert hatte. Dies umso mehr, als er seine ewig treuen Bewunderer vor drei Jahren als Graf Luna in „Il Trovatore“ bitter enttäuscht hatte.