„Beatrice Cenci“ in Bregenz :
Vom Vatikan gedeckter Missbrauch

Von Werner M. Grimmel
Lesezeit: 4 Min.
Christoph Pohl als Graf Francesco Cenci mit Gal James als Beatrice
Auf die korrupte Kirche ist kein Verlass: Die Oper „Beatrice Cenci“ des verfemten Komponisten Berthold Goldschmidt eröffnet die Bregenzer Festspiele.

Mit Berthold Goldschmidts Oper „Beatrice Cenci“ wurden die 73. Bregenzer Festspiele nun noch vor der Wiederaufnahme der Seebühnenproduktion von Georges Bizets „Carmen“ eröffnet. Der 1950 fertiggestellte Dreiakter greift einen historisch verbürgten Fall auf, der sich vor mehr als vierhundert Jahren in Rom ereignet hat. Damals wurde die zweiundzwanzigjährige Patriziertochter Beatrice Cenci als Anstifterin zum Mord an ihrem gewalttätigen Vater Francesco vor der Engelsburg enthauptet. Ihre Stiefmutter Lucrezia traf dasselbe Los, ihr Bruder Giacomo wurde nach Folter grausam hingerichtet. Überliefert ist, dass trotz Sympathien der Bevölkerung für die Verurteilten zahlreiche Schaulustige das widerliche Spektakel verfolgten. Noch zweihundert Jahre später schändeten französische Besatzungssoldaten das namenlose Grab von Beatrice. Erst 1999 ließ die Stadt Rom eine Gedenktafel anbringen, auf der die Unglückliche als Opfer päpstlicher Unrechtsjustiz rehabilitiert wird. Die Kurie hat einst übrigens von den Summen, mit denen sich Francesco Cenci nach seinen Gewalttaten jeweils freikaufte, ebenso profitiert wie später vom Einzug des riesigen Familienvermögens, das Francescos Vater als Schatzmeister der apostolischen Kammer durch Unterschlagungen angehäuft hatte.

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