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Händel macht glücklich: Oper „Faramondo“ in Göttingen

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Unterweltbande bricht in die feine Gesellschaft ein: Emily Fons als Faramondo. Foto:  nh
Unterweltbande bricht in die feine Gesellschaft ein: Emily Fons als Faramondo. Foto:  nh © Privat

Göttingen. Die Oper "Faramondo" hat am Samstag bei den Händel-Festspielen im Deutschen Theater in Göttingen Premiere gefeiert.

Warum hat Teobaldo das nicht eher gesagt? Hätten die Personen in Händels Oper „Faramondo“ gewusst, dass der getötete Königssohn Sveno in Wahrheit Teobaldos Sohn war und dass Teobaldos Sohn Childerico der wahre Sohn des Kimbernkönigs Gustavo ist, dann hätte es keinen Blutracheschwur, keine Gefangennahmen, keine Beinahehinrichtungen, keinen Aufstand der Kinder gegen den Vater gegeben.

Das wiederum wäre ziemlich schade gewesen, denn das Textbuch für die Oper aus dem Jahr 1737, die am Samstagabend bei den Händel-Festspielen im Deutschen Theater in Göttingen eine umjubelte Premiere feierte, weist zwar eine reichlich unwahrscheinliche Handlung auf, bot dem Komponisten aber die Gelegenheit zu einem Feuerwerk an musikalischen Einfällen.

Die beiden Lager der Franken und Kimbern stehen sich unversöhnlich gegenüber, doch Amore lässt die Front bröckeln. Am Ende siegt die Vernunft und holterdipolter sind alle Freunde, während sich die Paare nun auch offen lieben dürfen.

Natürlich siedelt der Regisseur das Geschehen nicht in nebelverhangener Vorzeit an. Man sieht die Kimbern als feine Mafiagesellschaft und die Franken als Unterweltbande, die gern an die Stelle der Feinde treten möchte. Die Idee trägt recht gut. Ein edles Kasino, prächtig gekleidete Frauen, die vierschrötigen Wachleute, die Maschinengewehre im Wandschrank, alles passt prima. Die italienische Sprache und eine ausgezeichnete Personenregie bis in die kleinsten Gesten hinein verstärken den Eindruck noch.

Was will man mehr? Fehlt nur noch die musikalische Seligkeit. Und die lieferten alle Beteiligten im Übermaß. Das Festspiel-Orchester unter Leitung von Festivalchef Laurence Cummings legte einen gelassen fließenden, präzisen und auf jegliche Mätzchen verzichtenden Soundtrack unter die Geschehnisse.

Damit war die Bühne frei für die Sänger. Sechs Haupt- und zwei Nebenrollen waren zu besetzen, und die Wahl kann man nicht anders als brillant nennen.

Zwei großartige Countertenöre (Maarten Engeltjes als Adolfo und Christopher Lowrey als Gernando), drei ebenso überzeugende Frauenstimmen (Anna Devin als Clotilde, Emily Fons als Faramondo und Anna Starushkevych als Rosimonda) und mit Njål Sparbo als Gustavo ein wandelbarer Bassbariton machten das Sängerwunder perfekt, zu dem auch die beiden kleinen Rollen (Edward Grint als Teobaldo und Iryna Dziashko als Childerico) beitrugen. Händel kann glücklich machen.

Weitere Aufführungen: heute (15 Uhr), 3.6., 5.6., 8.6., 10.6., noch Restkarten verfügbar, Kartentelefon: 01805/ 700 733.

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