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Königliche Intrige Mozarts „Zauberflöte“ in Bremerhaven

Das Stadttheater Bremerhaven inszeniert Mozarts „Zauberflöte“ mit kleinen Überraschungen.
04.11.2018, 21:52 Uhr
Lesedauer: 3 Min
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Von Wolfgang Denker

Mozarts „Zauberflöte“ zählt nicht nur zu den beliebtesten Opern der Welt, sondern enthält auch so viele Melodien, die jeder mitsingen kann, dass sie häufig als Einstiegsdroge für Kinder in die Welt der Oper missbraucht wird. „Dies Bildnis ist bezaubernd schön“, „Der Vogelfänger bin ich ja“, „In diesen heil’gen Hallen“ – ein Wunschkonzert-Schlager reiht sich an den nächsten.

Auch wenn Oscar Bie in seinem berühmten Buch „Die Oper“ über den Librettisten und Theatermann Emanuel Schikaneder schrieb, dass „seine Ungebildetheit in seinen Versen monumental geworden ist“ und er die Figur des Papageno vielleicht nur deshalb erfunden hat, weil er in seinem Fundus aus einem früheren Stück noch einen Satz Vogelfedern hatte, so ist die „Zauberflöte“ doch ein Meisterwerk, das Volkstümlichkeit und Gedankentiefe wie kein anderes vereint.

"Oper aller Opern"

Die Freimaurerwelt Sarastros, das nächtliche Reich der sternenflammenden Königin, die Bewährungsproben für Tamino und Pamina – die mythologischen, psychologischen und ideologischen Deutungen, die die „Zauberflöte“ erfahren hat, sind Legion. Regisseur Roland Hüve bezeichnet die „Zauberflöte“ als „Oper aller Opern“ – ein Prädikat, das aber eigentlich für den „Don Giovanni“ gilt.

Seine Inszenierung im Stadttheater Bremerhaven fällt gemessen an diesem Anspruch ohne tiefschürfende Akzente aus, wenn man davon absieht, dass die Königin der Nacht und Sarastro hier offenbar keine Gegner sind, sondern gemeinsam ein Experiment an Tamino und Pamina starten. Die beiden jungen Leute wirken wie Brad und Janet aus der „Rocky Horror Show“, nur dass sie sich nicht in die Welt von Frank N. Furter, sondern in die nicht minder skurrile von Sarastro verirren.

Unbeschwerte Version

Diese führt nicht in die Freimaurerei, sondern in die Mozart-Zeit, die durch entsprechende Kostüme mit Puder und Perücken gekennzeichnet ist. Ansonsten inszeniert Hüve genau an der Vorlage, ohne große Überraschungen, aber auch ohne Willkürlichkeiten. Man bekommt eine eher harmlose, unbeschwerte Version zu sehen, die aber durchaus fesselt und Spaß macht.

Vielleicht hätte Hüve für noch etwas mehr geheimnisvollen Bühnenzauber sorgen können, etwa bei den Auftritten der Königin der Nacht. Auch das schlichte Einheitsbühnenbild von Dorit Lievenbrück ist mit ihren grauen Wänden, die in verschiedene Lichtstimmungen getaucht werden, vor allem funktionell.

Die Figuren werden dafür liebevoll gezeichnet, was besonders für den Papageno zutrifft. Vikrant Subramanian bezaubert in der Rolle alle. Einen furiosen Eindruck hinterlässt Marie-Christine Haase als Königin der Nacht. Mit herrischem Ausdruck gibt sie der Rolle markantes Profil. Ihre beiden vertrackten Arien serviert sie virtuos und mit einem Feuerwerk an Spitzentönen.

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Direkt zum Herzen zielt die berührende Darstellung der Pamina durch Tijana Grujic, die ihren schönen Sopran mit Anmut aufstrahlen lässt. Christopher Busietta hat es als Tamino daneben schwer, weil es seinem spröden Tenor noch an Schmelz und Wärme mangelt. Gleichwohl gestaltet er die Bildnisarie mit viel Ausdruck. Als Sarastro ist Leo Yeun-Ku Chu mit profundem Bass ganz in seinem Element.

Er gibt der Partie Würde und Ausstrahlung, in den Dialogen allerdings zuviel hölzernes Pathos. Die Papagena ist bei Victoria Kunze ein kugelrunder Kobold, bevor sie sich als Mädchen entpuppt. Ihr Duett mit Papageno hat spielerischen Charme. Gute Ensembleleistungen gibt es auch von MacKenzie Gallinger (Monostatos und Erster Geharnischter), Henryk Böhm (Sprecher und Zweiter Geharnischter) sowie Róbert Tóth (Priester).

Stimmkräftige Besetzung

Für ordentliche Aktion sorgen die drei Damen gleich zu Beginn bei der Beseitigung der monströsen Schlange. Mit Judith Kuhn, Patrizia Häusermann und Sünne Peters sind sie stimmkräftig besetzt. Die drei Knaben Julian Franzius, Jacob von dem Busche und Nicolas Hüchting wurden aus dem Knabenchor Unser Lieben Frauen Bremen rekrutiert und bewähren sich bestens. Das kann man auch über den von Mario Orlando El Fakih Hernández einstudierten Chor sagen, der seine Aufgaben klangschön erfüllt.

Am Pult des Philharmonischen Orchesters Bremerhaven sorgt Marc Niemann für eine detailgetreue und ausgewogene Wiedergabe, die der „Zauberflöte“ in jedem Moment gerecht wird.

Weitere Informationen

Weitere Termine am 17., 22. und 24. November und am 1., 5. und 29. Dezember.

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