Verdis "Otello" in München als trübe Qual

23. November 2018 - 23:17 Uhr

München (MH) – Mit viel Applaus bedachte das Premierenpublikum der Bayerischen Staatsoper am Freitagabend Giuseppe Verdis "Otello", die erste Neuproduktion der Saison. Jonas Kaufmann hörte man in der Titelrolle, Anja Harteros als Desdemona und Gerald Finley als Jago – und doch verließ man das Nationaltheater desillusioniert. Denn geht es hier um Liebe, Eifersucht, Unglück?

"Otello"

"Otello"

Nein. Traumatisierter Mann trifft gestörte Frau, und weil beide Beziehungsunfähigen einem durchtriebenen Intriganten nichts entgegensetzen können, endet die Geschichte mit zwei Leichen. So einfach, zu einfach, funktioniert Verdis spektakuläres, weil eigentlich vielschichtiges Spätwerk in der Inszenierung von Amélie Niermeyer.

Dabei ist unter Kirill Petrenkos Leitung musikalisch viel mehr zu entdecken als auf der Bühne. Denn hier liegen die Regie-Ideen bleischwer wie die tristen grauen Bühnenräume – offenbar Niermeyers Lieblingsfarbe – über dem Abend. Von Anfang an determiniert nimmt die trübe Geschichte ihren Lauf, denn nichts kann sich entwickeln, wenn Otello schon seit dem ersten Auftritt verwirrt über die Bühne tappt.

So hörte man alle Protagonisten auch musikalisch meist eindimensional, Anja Harteros stellenweise einfach laut. Gerald Finley ist als Jago sicherlich eine Entdeckung, wenngleich stimmlich mit zu wenig Durchschlagskraft. Jonas Kaufmann aber bot erfreulicherweise Psychologie und Zwischentöne. Er ist an der Rolle gewachsen.

(Von Martina Kausch)

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Kaufmann und Harteros im Münchner "Otello"
(23.11.2018 – 09:00 Uhr)

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