Verdis „Otello“ in München : Der Feind in meinem Bett
Es ist eine alte Geschichte, doch bleibt sie immer neu. Adriana Hölszky und Dmitri Schostakowitsch lassen uns hörend in die geschundene Seele einer Giftmörderin schauen. Alban Berg sorgt dafür, dass ein Messerstecher vom Orchester ausgiebig als Opfer beklagt wird. Leoš Janáček, der inhaftierten Schwerverbrechern eine ganze Oper widmete, brachte es auf die Formel: „In jeder Kreatur steckt ein Funke Gottes.“ Musik nobilitiert. Mögen die Klangsprachen noch so verschieden sein: Stets schlägt die Oper einen anderen Tonfall an, als ihre literarische Vorlage. Sakrale Überhöhung gehört zur Sache selbst. Sie ist für Komponisten ein Mittel, um soziale Ambitionen auszudrücken, Missstände anzuklagen und jenes Tier im Menschen einzufangen, das auf der Opernbühne schon immer gerne gefüttert wurde.