Operette „Die Fledermaus“ Rheinischer Frohsinn statt Wiener Schmäh

Duisburg · Johann Strauß’ Operette „Die Fledermaus“ hatte Premiere im Duisburger Haus der Rheinoper.

 Kay Stiefermann (Dr. Falke, l.) und Norbert Ernst (Eisenstein).

Kay Stiefermann (Dr. Falke, l.) und Norbert Ernst (Eisenstein).

Foto: Hans-Jörg Michel

Sie ist das Glanzstück des goldenen Operettenzeitalters, „Die Fledermaus“ von Johann Strauß (Sohn). Das im Schatten eines gewaltigen Börsenkrachs entstandene Stück changiert zwischen überschäumender Heiterkeit und verborgener Melancholie, nach dem Motto: „Glücklich ist, wer vergisst, was doch nicht zu ändern ist.“

Nun präsentierte die Deutschen Oper am Rhein im Duisburger Theater eine Neuinszenierung des Dauerbrenners. Regisseur Axel Köhler sowie Bühnen- und Kostümbildner Frank Philipp Schlößmann haben tief in die Farbtöpfe gegriffen. Grell, bunt und glitzernd blinkt dem Zuschauer das Ambiente entgegen, und ebenso knallig kommen Personenregie und teils neu getextete Dialoge daher. Das geräumige Domizil von Eisenstein und seiner Gattin Rosalinde wirkt mit Rosentapete und Türverkleidungen aus Zebra-Fell wie ein luxuriöser Puff. Dazu passt Eisensteins Leoparden-Hausmantel.

Im Inszenierungs-Cocktail steckt auch allerhand lokale Folklore. Der reiche russische Prinz Orlofsky will die Stadt Duisburg durch Investitionen in eine Mars-Rakete zur Weltmetropole machen. Eine große Spielzeug-Rakete steht auch im Zentrum des Bühnenbildes, wenn sich zum zweiten Akt der Vorhang lüftet. Es bleibt handfest, Wiener Schmäh weicht rheinischem Frohsinn. Die feine Ironie der Dialoge geht zwischen allerhand verbalen Plattheiten unter.

Einen Hauch von Wien-Atmosphäre bringt der gebürtige Österreicher Wolfgang Reinbacher, mittlerweile Urgestein des Düsseldorfer Schauspielhauses, als Gefängniswärter Frosch (Sprechrolle) ins Geschehen. Überhaupt gewinnt die Produktion vor allem dort, wo der Regisseur den geringsten Einfluss nimmt.

Großen Reiz besitzt alles Vokale: Sopranistin Anke Krabbe verfügt für die Rosalinde zwar über eine eher kleine Stimme, fand nun aber zu einem Reichtum an Nuancen, durch den die Darbietung an Profil gewann. Geradezu bravourös gelang die pseudo-ungarische Arie „Klänge der Heimat“. Zudem erwies sich Krabbe einmal mehr als starke Darstellerin, passend zu ihrer sehr selbstbewussten Rosalinde.

Souverän, wenn auch nicht ganz so persönlichkeitsstark wie Krabbe agierte Tenor Norbert Ernst als Gabriel von Eisenstein. Stimmlich war er der Partie bestens gewachsen. Aufmerken ließ auch Sopranistin Maria Perlt als Rosalindes Putzfrau Adele – gesanglich wie darstellerisch. Pfiffig, mit welcher Nonchalance sie dem „Herrn Marquis“ die feine Dame vorspielte.

Diese „Fledermaus“-Premiere war sängerisch durch die Bank bestens besetzt: Ovidiu Purcel (Tenor) sang den Alfred mit italienischem Belcanto, was ihn sozusagen zum „Alfredo“ machte. Und Bassist Thorsten Grümbel lebte die Rolle des Gefängnisdirektors Frank voll aus.

Derweil spielten die Duisburger Philharmoniker unter Benjamin Reiners einen sehr schmissigen Strauß. Allzu verwöhnte Ohren mögen hier etwas den Schmelz Wiener Orchester vermissen, doch ist eine leichte klangliche Scharfkantigkeit auch der spezifischen Akustik im Duisburger Haus geschuldet. Starker Beifall vor allem für die Sänger.

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