Oper in Lyon :
Die Straflager liegen vor unseren Städten

Von Jürgen Kesting, Lyon
Lesezeit: 4 Min.
„Wenn ich sterbe, möchte ich etwas hinterlassen“ – Monolog eines namenlosen Verurteilten vor der Vollstreckung der Todesstrafe
Die Oper in Lyon zeigt „Aus einem Totenhaus“ von Leoš Janáček in der drastischen Regie von Krzysztof Warlikowski, großartig dirigiert von Alejo Pérez.

Ein Hof im düsteren Licht des Morgengrauens. Im Hintergrund spielt ein Mann Basketball. Während der Introduktion erscheint per Video-Projektion der Kopf des Soziologen Michel Foucault. Man sieht ihn sprechen, aber was er sagt, ist nur zu lesen: Es geht um Isolation, die Justiz als Dienerin der Polizei, Missbrauch von Macht. Halbsätze über das zentrale Thema von Leoš Janáčeks letzter Oper „Aus einem Totenhaus“. Seit einigen Jahren hat Janáčeks letzte Oper, für die der mährische Komponist auf Fjodor Dostojewskijs Erinnerungen an seine Leiderfahrungen in einem sibirischen Straflager zurückgriff, an Aktualität gewonnen. Allein in den letzten zwei Jahren wurde das Drama von Frank Castorf (München), David Hermann (Frankfurt) und nun von dem polnischen Regiestar Krzysztof Warlikowski auf die Bühne gebracht: als Koproduktion der Londoner Covent Garden Opera, des Brüsseler La Monnaie und in Lyon – mit einem weitgehend gleichen Sänger-Ensemble unter drei Dirigenten.

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