Medea in Saarbrücken :
Die Kindermörderin als Schizophrene

Von Jesper Klein
Lesezeit: 4 Min.
Eine Medea von vielen: Christiane Motter spricht Heiner Müller.
Fremdheit führt in die Isolation und schließlich zum Wahnsinn: Im Saarländischen Staatstheater zerlegt der aufstrebende Opernregisseur Demis Volpi die Figur der Medea.

Rund eine halbe Stunde kommt Luigi Cherubinis Opéra comique „Médée“ ohne ihre Titelgestalt aus. Dann aber nimmt die Figur der Zauberin und Kindsmörderin alles ein. Gleich fünffach erscheint Medea, verteilt über die Bühne des Saarländischen Staatstheaters; mit einem Mal lauert sie in jeder Ecke. Dabei hatte im Saarbrücker Theater alles noch halbwegs harmlos begonnen: eine schwungvolle Ouvertüre, etwas hektisch musiziert, ein flockiges Operetten-Setting, rüschig-bunte Kostüme. Jason und Dircé planen ihre Hochzeit, doch in Medea brennt das Feuer der Rache. Später wird sie, die grausame Frau, ganz der griechischen Mythologie folgend, ihre zwei mit Jason gezeugten Söhne töten.

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