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Eine mitreißende Aufführung von „Les Paladins“ in Oldenburg

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Hinreißender Gesamteindruck: „Les Paladins“ hat optisch einiges zu bieten. Fotos: Stephan Walzl
Hinreißender Gesamteindruck: „Les Paladins“ hat optisch einiges zu bieten. © Stephan Walzl

Oldenburg - Von Ute Schalz-Laurenze. Das Staatstheater Oldenburg ist wieder einmal eine Reise wert: Nämlich für einen Besuch des „Comédie-Ballet“ „Les Paladins“ (1760) von Jean-Philippe Rameau. Der französische Zeitgenosse Bachs und Händels war nicht nur ein Komponist aller Gattungen, sondern auch ein kämpferischer Musikschriftsteller und Theoretiker. Und einer, der den langjährigen, erbitterten Pariser Streit zwischen der französischen und der italienischen Oper maßgeblich beeinflusste.

Erst im Alter von 50 Jahren begann Rameau, Opern zu schreiben. Orchestereffekte, Rhythmuswechsel, harmonische Überraschungen, Ironie und Distanz provozierten die Zeitgenossen: von „Dissonanzen ohne Ende, viel Lärm, Furor, Getöse und Turbulenz an Stelle von Freude - nichts, das ans Herz gehen könnte“ war die Rede, sein Gegner war vor allem Jean-Jacques Rousseau.

In Oldenburg hat man nun mit enormem Erfolg alle Anstrengungen unternommen, „Les Paladins“ zum kurzweiligen und witzigen Bühnenleben zu verhelfen. „Nichts im 18. Jahrhundert ist schwerer als Rameau und nichts komplexer als ,Les Paladins‘“, meint der französische Dirigent und Musikwissenschaftler Alexis Kossenko, den Oldenburg für die musikalische Einstudierung verpflichtet hat. Aufgefüllt mit historischen Instrumenten zeigt sich das Oldenburgische Staatsorchester unter seiner Leitung den permanent überraschenden Anforderungen bestens gewachsen, nur die Genauigkeit zwischen Sängern und Orchester sollte sich noch bessern. Der Oldenburger Ballettchef Antoine Jully brachte auch als Franzose sein Wissen ebenso ein wie die belgische Bühnenbild- und Köstümbildnerin Karin van Hercke. Und auch Regisseur François Carpentries ist Franzose.

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1c29c14d-0ea4-405c-9806-d3606f48d34f.jpg © Stephan Walzl

Es geht nach Motiven von La Fontaine und Ariost um die schöne Argie (bezaubernd Martyna Cymerman), die von dem alten Vormund Anselme (intensiv Ill-Hoon Choung), der sie heiraten will, in einem goldenen Käfig gefangen gehalten wird. Mit seinen lustigen Liebespilgern „Paladins“ nimmt der ebenso schöne Atis (mit strahlenden Höhen: Philipp Kapeller) den Kampf gegen ihn auf. Ein zweites Paar spielt mit: Anselmes Diener Orcan (quirlig schnell: Stephen Foster) und Argies Begleiterin Nérine (in bester Buffo-Manier: Sooyeon Lee). Die jungen Leute blamieren mit allen Mitteln den Alten und krönen das Schlussbild mit „vielen Kinderlein“ wie Papagena und Papageno. Was in diesem dauerhaft zündenden Spaß vor allem gelungen ist: die Integrierung des Balletts als die französische Besonderheit der Gattung „Comédie-Ballet“. Das perfekte Hin und Her zwischen Sängern und Tänzern wird noch gekrönt durch das Spiel im Spiel: eine komische Tanzpantomime, die die Geschichte innerhalb der Geschichte noch einmal erzählt. Das Bühnenbild mit seinen Türmen und Fantasiegebilden und die Kostüme, die verschiedene Zeiten parodieren, leisten ein übriges zu dem hinreißenden, viel bejubelten Gesamteindruck.

Zum Angucken

Heute, 14. März, 23., 28. und 31 Mai, jeweils um 19.30 Uhr, Staatstheater.

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