Oper „Beatrix Cenci“ :
Auf dem Schlachtfeld des weiblichen Körpers

Von Josef Oehrlein, Straßburg
Lesezeit: 4 Min.
Lüge, Hass und Perversion: Leticia de Altamirano sind in der Titelpartie keine menschlichen Abgründe fremd.
In „Beatrix Cenci“ zeigt der argentinische Komponist Alberto Ginastera die Abgründe menschlichen Verhaltens. Auf dem Arsmondo-Festival in Straßburg erlebt die letzte seiner drei Opern ihre Erweckung.

Schrecklicher geht es kaum: Eine junge Frau wird von ihrem Vater aus Macht- und Besitzgier vergewaltigt; sie lässt ihn von gedungenen Mördern umbringen und wird schließlich selbst zum Tod verurteilt und hingerichtet. Den argentinischen Komponisten Alberto Ginastera trieben Geschichten dieser Art um. Alle Werke, die er für das Musiktheater schrieb, beziehen aus abgründigem menschlichen Verhalten ihre Wirkung. „Beatrix Cenci“ ist die letzte und am dichtesten gewirkte seiner drei Opern. Uraufgeführt 1971 in Washington und erst 2000 in Genf zum ersten Mal auf einer europäischen Bühne zu sehen, hatte sie das Dornröschen-Schicksal vieler Auftragswerke ereilt. Nun scheint die Zeit der Erweckung gekommen. In der Straßburger Oper offenbart eine neue Inszenierung, dass Ginastera aus Machtmissbrauch, Gewalt, sexueller Perversion, Lüge und Hass ein Kunstwerk zu machen verstand, das uns sofort packt – heute erst recht.

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