"L'heure espagnole" auf der Studiobühne

Das Staatstheater am Gärtnerplatz zeigt auf der Studiobühne Ravels Einakter „L’heure espagnole“
| Robert Braunmüller
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Der Uhrmacher Torquemada (Juan Carlos Falcón) und seine emanzipationswillige Gattin Concepión (Valentina Stadler) am Beginn der „Spanischen Stunde“.
Adrienne Meister Der Uhrmacher Torquemada (Juan Carlos Falcón) und seine emanzipationswillige Gattin Concepión (Valentina Stadler) am Beginn der „Spanischen Stunde“.

Wenn zuallererst ein Darsteller über das Bühnenbild stolpert, folgt in der Regel darauf Slapstick. Bei einer komischen Oper wie „L’heure espagnole“ muss das nicht falsch sein, weil da die Liebhaber reihenweise nach guter alter Schwanktradition zwar nicht im Schlafzimmerschrank verschwinden, aber doch im Uhrgehäuse.

Maurice Ravels Einakter sperrt sich ein wenig gegen die Unterbringung im Repertoire. Da ist es verdienstvoll, dass das Gärtnerplatztheater dieses lebhaft-witzige Stück mit jungen Ensemblemitgliedern wenigstens auf der großen Probebühne spielt – in Klaus Simons sorgfältigem Arrangement für Kammerorchester, das unter dem Dirigenten Kiril Stankow so leicht, verspielt und detailverliebt klingt, als sei es das ausgewachsene Original. Auch über den Gesang lässt sich nur das Allerfreundlichste berichten.

Valentina Stadler singt die Concepción klar und sinnlich. Gyula Rab schmachte sie als Gonzalvo lyrisch an, aber der Figur gelüstet nach baritonaler Männlichkeit, wie sie Matija Mei(´c) (Ramiro) kraftvoll und Christoph Seidl (Gomez) aufgeblasen buffonesk zu bieten haben, weil der Gatte (Juan Carlos Falcon) ein schwächlicher Pedant zu sein scheint.

Die "Emma" lesen

Stephanie Thurmairs Ausstattung verlegt die Geschichte vom Uhrenladen in das Gemälde „Die zerrinnende Zeit“ von Salvador Dalí. Dass darin allerdings mit Alltagsgegenständen wie einer Brechstange, Leitkegeln, Bläschenfolie, braunem Packband und einer Sackkarre hantiert wird, wirkt als Stilbruch, bei dem nicht klar wird, wie absichtsvoll er gemeint sein soll. Und leider hat sich der Regisseur Lukas Wachernig entschlossen, auf jeden möglichen Gag der Vorlage mit der Kasperlpritsche noch einmal draufzuhauen. Da fällt dem in der Uhr eingeklemmten Liebhaber schon mal der Arm ab und von oben wird eine Glühbirne runtergelassen, wenn ein Idiot einen Einfall hat.

Dafür wird noch eine Menge Kram auf die Bühne getragen, anstatt den Witz der bereits vorhandenen Gegenstände und des Dalí-Gemäldes so auszukosten, wie es hin und wieder mit dem Uhrpendel passiert. Die Charakterisierung der Figuren macht sich Wachernig ziemlich einfach: Die Männer sind vor allem brustbehaart lächerlich und Concepción eine rothaarige Salonschlange, die ihr sehr diffus bleibendes Emanzipationsstreben aus Exemplaren von „Emma“ gewinnt. So werden, bei allem musikalischen Esprit, die 55 Minuten des Einakters ein wenig lang. Aber trotzdem dürfte es niemand bereuen, dieser berühmten, aber selten gespielten Oper von Ravel einmal leibhaftig zu begegnen.

Gärtnerplatztheater, Studiobühne, wieder am 8. Mai sowie am 19. und 20. Juni,  Telefon 2185 1960

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