Wien – Der britische Bariton Christopher Maltman war in Salzburg vor Jahren ein imposanter Festspielverführer, also Mozarts Don Giovanni. An der Wiener Staatsoper dient er zur Zeit selbst aber als Rigoletto quasi Leporello-artig einem Gigolo, der, mit schmuseweichen Lügen bepackt, unentwegt Damenherzen nachjagt.

Das Leben des zum ewigen Grinsen verdammten Rigoletto ist allerdings noch weitaus belastender als jenes von Leporello. Der Herzog von Mantua ist ja auch hinter Tochter Gilda her, was schließlich eindeutig zu viel ist an Demütigung für den Pausenclown mit der Halskrause. Maltman lässt diese inneren Qualen bühnenwirksam aufleben: Imposant tönt sein Aufbegehren und sein Klagegesang gegen Gott; vital und kernig bäumt sich Verzweiflung auf. Nur in den sanft-väterlichen Momenten fehlt es an subtilen Tönen.

Tolle Tochter

Andrea Carroll (als Tochter Gilda) wiederum gab sich durchaus facettenreich. Zunächst etwas flatterhaft klingend, steigert sie sich zu einer vokalen Ausgewogenheit, die Elegisches, Koloraturen und auch Spitzentöne bemerkenswert edel strahlen ließ. Das war schon sehr nahe an echtem Spitzenniveau. Jener, für den sie als Gilda in den Tod geht, den Herzog von Mantua, präsentiert Joseph Calleja nach dem szenischen Motto: Das Bühnenbild dreht und bewegt sich ohnedies, also bleibe ich ein unbewegter Beweger weiblicher Seelen. Nun ja.

Vokal liefert Calleja eine respektable Kraftleistung, die imposante Momente der Durchschlagskraft erbrachte. Nuancen blieben bei diesem Hochdruckgesang außen vor. Und versuchte sich Calleja als Pianokünstler, erlangt sein Timbre leider etwas grotesk Flaches. Drumherum ein solides Ensemble und ein sängerfreundlich agierendes Staatsopernorchester unter Dirigent Giampaolo Bisanti. Es zeigt sich: Auch das Solide kann betören, kann einen kurzweiligen Abend bescheren. (Ljubisa Tosic, 2.5. 2019)